unterm strich
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Herzlichen Glückwunsch nachträglich: Bundespräsident Johannes Rau besuchte den Schriftsteller Walter Kempowski, der am 29. April 75 Jahre alt geworden war, am Samstag in dessen Haus in Nartum bei Bremen. Damit würdige Rau einen Autor, der mit seiner „Deutschen Chronik“ und vor allem mit dem mehrbändigen kollektiven Tagebuch „Echolot“ den Deutschen „ein einzigartiges Dokument ihrer Hoffnungen und Irrtümer, ihrer Sehnsüchte und ihres Versagens“ geschenkt habe, teilte das Bundespräsidialamt mit. Kempowski führte Rau durch sein Archiv, in dem fast 8.000 unveröffentlichte Tagebücher und Briefe gesammelt sind. Ebenfalls geehrt darf sich die ostdeutsche Schriftstellerin Daniela Dahn fühlen. Sie erhielt gestern den mit 20.000 Euro dotierten Börne-Preis. Die Auszeichnung wurde ihr in der Frankfurter Paulskirche überreicht. Die Laudatio hielt der spanische Autor Jorge Semprun. Der seit 1993 vergebene Preis erinnert an den Schriftsteller und Journalisten Ludwig Börne (1786–1837), der als Wegbereiter des politischen Feuilletons gilt. Zu den bisherigen Preisträgern zählen der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki und der Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger.

Eine Ehrung geht noch: Die Türkische Gemeinde in Deutschland (TGD) hat den in Hamburg lebenden Regisseur und Autor Fatih Akin am Samstag für seine Verdienste um die deutsch-türkische Kultur geehrt. Der Goldene Bär für den Akin-Film „Gegen die Wand“ bei der Berlinale in diesem Jahr sei ein „Triumph für die deutsch-türkische Kultur“ gewesen, hieß es bei der Preisverleihung in Hamburg. Akin meinte, eine hundertprozentige Integration gebe es nicht. Das hätten auch diskriminierende Reaktionen in einigen deutschen Medien auf den Erfolg seines Films gezeigt. Es gebe immer noch Strömungen in diesem Land, die die Türken als „Schwachköpfe“ abstempeln wollten. „Dagegen müssen wir uns wehren“, sagte Akin.

Der Film- und Theaterschauspieler Rolf Moebius, der unter anderem mit Regisseur Fritz Lang drehte, ist tot. Der frühere Ufa-Darsteller ist am Freitagabend im Alter von 88 Jahren überraschend an einer Lungenentzündung in Berlin gestorben. Moebius spielte unter anderem in Fritz Langs „Die 1000 Augen des Dr. Mabuse“ (1960) sowie in „Fanny Elssler“ von Paul Martin (1937). Nach dem Krieg war er in dem Filmklassiker „Heidi“ zu sehen, wo er den Part des Arztes Dr. Klassen spielte. An einem Spielfilm wirkte er zum letzten Mal unter der Regie von Eberhard Itzenplitz für „Die neuen Leiden des jungen W.“ (1976) mit. Bis in die 80er-Jahre stand der Schauspieler noch auf der Bühne.