Burundi im Krieg

Hutu-Rebellen setzen Raketenbeschuss der Hauptstadt fort. Präsident Ndayizeye in Deutschland optimistisch

BERLIN taz ■ Die burundische Hutu-Rebellenbewegung FNL (Nationale Befreiungsfront) hat gestern ihren Raketenbeschuss der Hauptstadt Bujumbura zum vierten Tag in Folge fortgesetzt. Erneut schlugen mehrere Katjuscha-Geschosse im Stadtzentrum ein, das bereits am Mittwoch von 20 Raketen getroffen worden war. Im Süden der Stadt kam es zu Straßenkämpfen. Tausende von Menschen flohen.

Die Rebellen „haben in der Nacht viel Verstärkung erhalten und greifen uns an“, erklärte ein Armeeoffizier gegenüber AFP. Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur waren die Gegenoffensiven des Militärs die heftigsten seit Beginn des burundischen Bürgerkrieges 1993.

So scheint sich der Krieg zwischen Hutu-Rebellen und der Tutsi-kommandierten Armee auszuweiten, obwohl ein Friedensprozess auf politischer Ebene läuft und seit 30. April mit Domitien Ndayizeye ein Hutu das Amt des Präsidenten bekleidet. Nach einer UN-Übersicht wird derzeit in 16 der 17 Provinzen des Landes zumindest sporadisch gekämpft. Vor einem Jahr sei das nur in sechs Provinzen der Fall gewesen.

Die Eskalation bewog Burundis Vizepräsident Alphonse Kadege dazu, seine Beteiligung am gestern begonnenen Staatengipfel der Afrikanischen Union (AU) in Mosambik abzusagen. Kadege sollte Staatschef Ndayizeye vertreten, der derzeit Europa bereist und um Unterstützung wirbt.

Bei einer Pressekonferenz in Berlin zum Abschluss seines Deutschland-Besuches gab sich Ndayizeye gestern zuversichtlich. Die neuen Kämpfe „gefährden den Friedensprozess nicht wirklich“, meinte er und nannte die Rebellenoffensive eine „klassische Aktion“, um vor neuen Friedensverhandlungen Stärke zu demonstrieren. Ndayizeye äußerte sich hoffnungsvoll über die Abhaltung von Wahlen in Burundi spätestens im November 2004. „Ich wage zu hoffen, dass bis dahin der Krieg zu Ende ist“, sagte er. DOMINIC JOHNSON