Nike zieht sich die Leinenschlappen an

Mit der Übernahme von Converse will Sportschuh-Gigant Nike vom Retro-Boom bei den Freizeitschuhen profitieren

BERLIN taz/rtr ■ Der Sportartikel-Hersteller Nike will für 305 Millionen Dollar den 25 mal kleineren Konkurrenten Converse aufkaufen. Eine entsprechende Vereinbarung präsentierte Nike am Mittwoch in den USA. Die Traditionsmarke Converse ist vor allem für die Leinenturnschuhe („Chucks“) bekannt, die seit über 80 Jahren mehr als 575 Millionen mal verkauft wurden. Deren Retro-Look erfreute sich in den letzten Jahren steigender Beliebtheit. Nach Ansicht von Analysten versucht Nike mit dem Deal, seine Position im Massenmarkt und im Billigsektor zu stärken. Branchenkenner weisen darauf hin, dass Nike mit einem Marktanteil von knapp 38 Prozent in den USA nur noch mit Fremdmarken noch wachsen könne. Die US-Wettbewerbsaufsicht muss der Übernahme noch zustimmen.

Converse, das 2001 nach einem Insolvenzantrag von Privatinvestoren aufgekauft worden war, erwirtschaftete einschließlich seiner Lizenznehmer im letzten Jahr weltweit einen Umsatz von 390 Millionen Dollar. Für das Beinahe-Aus vor zwei Jahren hatte unter anderem die starke Konkurrenz durch Nike gesorgt.

Das Converse-Management hatte eine Übernahme durch Nike stets abgelehnt. Jetzt sollen die bisherigen Chefs das Unternehmen weiterhin führen. Die Manager hätten die Marke in den letzten beiden Jahren wieder erfolgreich aufgebaut, lobte Nike-Vorstand Tom Clarke. Nike will die Converse-Schuhe daher nicht unter eigenem Namen vermarkten. Der Zusammenschluss werde beiden Unternehmen helfen, ihre Marktposition auszubauen, sagte Clarke. Converse-Hauptgeschäftsführer Jacks Boys kündigte an, auch in andere Bereiche zu expandieren.

Die Neusser All Star D.A.CH. GmbH, die die Schuhe mit dem Stern in den deutschsprachigen Ländern vertreibt, zeigte sich gestern vom Aufkauf ihrer Lizenzgeberin überrascht. Ursprünglich habe Converse an einen Börsengang gedacht, sagte All-Star-Geschäftsführer Willi Umland. Dieser Plan sei jedoch aufgrund der Aktienflaute fallen gelassen worden. Mit Nike im Rücken werde die Marke jetzt „noch mehr Power“ entwickeln.

Paul Sibianu von der WGZ Bank sagte, Nike stärke durch die Übernahme seine Wettbewerbsfähigkeit auf dem wichtigen US-Markt. Sein Abstand zum Konkurrenten Adidas-Salomon werde dadurch noch größer. Wenn Konkurrent Adidas diesen schließen wolle, so Sibianu, „geht das eigentlich nur über eine Akquisition“.

„Wir haben keine Akquisition vor“, sagte dazu Adidas-Sprecher Jan Runau. Nachteile für die eigene Marktposition erwartet er aus dem Zusammenschluss zwischen Nike und Converse nicht.

SIM