Keine Gnade

Albanische Familie wird nach zehn Jahren aus Volksdorf abgeschoben. Unterstützung von Nachbarn vergeblich

Die albanische Familie Ejupi lebt seit zehn Jahren in Volksdorf. Die Eltern Rasim Ejupi und Myrvete Musa haben 400 Euro-Jobs und würden sofort mehr arbeiten, wenn sie dürften. Ihre Kinder Fatelum (9) und Fortesë (6) sind hier geboren, spielen im Fußballverein in Volksdorf und sprechen genauso wenig albanisch wie ihre deutschen Freunde. Trotzdem müssen die Ejupis am Ende der Sommerferien nach Serbien-Montenegro ausreisen. Nach Ablehnung des vor zehn Jahren gestellten Asylantrages im Februar hat der Petitions-Ausschuss der Bürgerschaft eine von Nachbarn und Freunden eingereichte Bitte um Bleiberecht für die Ejupis mit der knappen Mehrheit von elf gegen zehn Stimmen abgelehnt.

„Wie sollen wir unseren Kindern erklären, dass ihre Freunde nicht mehr hier leben dürfen?“, fragt Cornelia Kunde, Freundin der Familie, gestern auf einer Veranstaltung des Kirchenkreises Stormarn zugunsten der Ejupis, zu der zahlreiche Nachbarn und Unterstützer gekommen waren. „Die Familie wird erneut entwurzelt“ sagt auch Pröpstin Uta Grohs, „diese Entscheidung ist unmenschlich.“ Kopfschütteln auch bei Fanny Dethloff, der Ausländerbeauftragten der Nordelbischen Kirche: „Integrationsleistungen werden von der Ausländerbehörde überhaupt nicht anerkannt.“

Die 37-jährige Myrvete Musa zeigte sich bewegt von der großen Anteilnahme. Dennoch hat sie wenig Hoffnung, wenn sie nach vorn blickt: „Im Kosovo herrscht 70 Prozent Arbeitslosigkeit. Wir sehen für uns dort keine Zukunft.“

Scharfe Kritik an der Ausländerpolitik des Senats kam auch von den Bürgerschaftsabgeordneten Verena Lappe (GAL) und Rolf Polle (SPD). Beide hatten im Petitionsausschuss für den Verbleib der Familie gestimmt. Ermessensspielräume würden in Hamburg absichtlich nicht genutzt, bemängelten sie. HANNING VOIGTS