kommentar: spd domino-day: Europa spielt man anders
Domino erfreut sich in Südeuropa großer Beliebtheit. Es geht um Zahlenkombinationen, einen beschaulichen Zeitvertreib. In unseren Breiten wird Domino anders interpretiert: Hundertschaften stellen Dominosteine auf, dass sie einander umwerfen sollen. Und weil hier auch politisch alles schwer dramatisch sein soll, grassiert in der SPD die Angst vorm Dominoeffekt.
Demnach verliert die SPD zunächst die Europawahl, dann die Kommunalwahlen und schließlich auch die Landtagswahl – eine wildromantische Tragödie. Als medialer Nebeneffekt bekommen so die komplexen Wahlen zum Europaparlement ein wenig ab vom Schmodder bundesdeutschen Missmutes – dabei geht es um etwas ganz anderes.
Am Sonntag stimmen die Wähler ab über die Kräfteverhältnisse im Europaparlament. Und das hat nichts mit dem Kurs des Friedenskanzlers zu tun und schon mal gar nichts mit einem Denkzettel für Rot-Grün.
Da den Großparteien aber nicht einfiel, was ihre Europapolitik ist und wodurch sie sich von anderen unterscheidet, wurde peacige Geostrategie oder der sozialdemokratische Domino-Day auf den Wahlzettel geschummelt. Und deshalb werden viele am Sonntag einfach lieber Domino spielen. C. SCHURIAN
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