Rätsel um Spezialbehälter in der Asse

Die Behälter lagern in einer einsturzgefährdeten Kammer des Atommülllagers

HANNOVER taz ■ In der nach Betreiberangaben einsturzgefährdeten Kammer 4 des Atommülllagers Asse befinden sich zehn mit Blei ummantelte Sonderbehälter unklaren Inhalts. Das geht aus einer gestern in Hannover vom Asse-Koordinationskreis veröffentlichten offiziellen Aufstellung hervor. Die Ummantelung mit Blei lasse auf einen stärker strahlenden Inhalt schließen, sagte Michael Fuder vom Zusammenschluss der Asse-Gegner. Die fraglichen Behälter seien zwischen 1968 und 1971 im Salzbergwerk Asse deponiert worden, als man dort noch keine Inventarlisten geführt habe. Die Einlagerungskammer 4, in deren Decke winzige Bewegungen festgestellt wurden, enthält noch weitere 6.000 Fässer mit schwach radioaktivem Müll.

Die Asse-Gegner warfen dem alten Betreiber des Atommülllagers, dem Helmholtz Zentrum, vor, die Einsturzgefahr zu dramatisieren, um die fragliche Kammer schnell endgültig mit Beton verschließen zu können. Dass Teile des Bergwerks einsturzgefährdet seien, wisse man seit langen, sagte Fuder. Objektive Hinweise darauf, dass sich die Situation in der Kammer 4 zugespitzt habe, gebe es aber nicht. „Das Helmholtz Zentrum will seit Jahren das Atommülllager so dicht machen, dass man nie mehr an den Atommüll herankommt“, kritisierte Fuder. Deswegen habe das Zentrum kurz vor der Übergabe der Verantwortung für die Asse an das Bundesamt für Strahlenschutz verlangt, die Kammer 4 mit Beton zu verschließen. Notwendig sei aber, aus den fraglichen Atommüllbehältern Proben zu nehmen und zu untersuchen. JÜRGEN VOGES