bad motherf…: blaxploitation-filme im babylon mitte

Er schwingt sich durchs Fenster, er schießt aus der Hüfte, er ist arschcool, ein Steher und ein Groover, der die Ladys kennt und das System hasst. Seit Gordon Parks’ „Shaft“ 1971 in die Kinos kam, ist der von Richard Roundtree (Foto) verkörperte schwarze Privatdetektiv, der in Manhattan italienische Mafia, afroamerikanische Zuhälter und irische Bullen aufmischt, ein Versöhnungsmodell geworden, auf das sich über alle ethnischen Reibereien hinweg so ziemlich jede Neighbourhood einigen kann. Nur in der Romanvorlage von Ernest Tidyman kommen einem Zweifel, wenn plötzlich die Juden als das wahre Böse dargestellt werden, das dem schwarzen Mann das Geld aus der Tasche zieht. Auf diese Art dunkle Propaganda hat Parks im Film verzichtet, dafür hatte er schon während seiner Arbeit als Fotograf beim Life-Magazin zu viel Sinn für die Realität entwickelt. Sein „Shaft“ ist viel mehr das ironische Selbstbild seiner Generation: Sie war mit Martin Luther King marschiert, trotzdem stand sie im Ruf, als Ghettoaufsteiger den neuen Onkel Tom für die weiße Oberschicht zu markieren. Wie aber konnte man politisches Ansinnen und Streetcredibility zugleich wahren? In der Übertreibung, mit einem „private dick“, mit einer „sex machine“, mit John Shaft eben, den niemand versteht, but his woman. Diese bewusst als Klischee angelegte Ambivalenz gilt für viele in den 70er-Jahren gedrehte Blaxploitation-Filme, die das Babylon-Kino am Rosa-Luxemburg-Platz bis zum 28. 7. in seiner Reihe „Radical Chic“ zeigt. Man fragt sich ja schon beim Begriff „Blaxploitation“, wessen Ausbeutung gemeint ist – die des schwarzen Helden als Identitätslabel? Oder die der begierigen schwarzen Kinogänger, die mit Actionfilmen vom revolutionären Treiben à la Black Panther abgehalten wurden? Bei Parks’ 72er Drogensoulepos „Superfly“ kann man dagegen sicher sein: Als Pusherman interessiert sich Ron O’Neal nicht für die sozialen Belange der Black Community und auch nicht für den Goodwill der weißen Kulturschickeria. Nur für Kokain. HARALD FRICKE