Aufklärungsarbeit für Erwachsene

Nach drei Jahren endet Bremer Präventionsprojekt gegen den sexuellen Missbrauch an Kindern

Die Mitarbeiter von Schattenriss, der Beratungsstelle gegen sexuellen Missbrauch an Mädchen und dem Bremer Jungenbüro blicken mit gemischten Gefühlen auf die vergangenen drei Jahre zurück. Weil es keine finanzielle Förderung mehr erhält, muss das gemeinsame Projekt zur Prävention von sexualisierter Gewalt an Kindern beendet werden.

In dieser Zeit sei es aber erstmals gelungen, die Bremer Kindertagesstätten flächendeckend zu erreichen, so Volker Mörchen vom Jungenbüro. Insgesamt 487 pädagogische MitarbeiterInnen von mehr als 50 Kitas haben an den Fortbildungskursen teilgenommen. Sie sollten zunächst für das Thema sensibilisiert werden, so Marion Flyndt von Schattenriss. Oftmals habe es schon konkrete Vorfälle in den Gruppen gegeben. Viele ErzieherInnen seien überfordert gewesen. In zweitägigen Seminaren seien sie nun gezielt geschult worden, um Anzeichen für sexuellen Missbrauch zu erkennen und professionell darauf reagieren zu können, so Flyndt.

Der Titel des Projekts war dabei programmatisch: „Weil sich kein Kind allein schützen kann“ sprachen die Organisatoren in erster Linie Erwachsene an. Einbezogen wurden dabei auch die Eltern: Auf 23 Elternabenden wurde über präventive Erziehungsmethoden diskutiert.

Laut Flyndt versuchen Väter und Mütter oft, ihre Kinder durch Verbote zu schützen. Viel wichtiger sei es aber, die Kinder selbstbewusst und handlungsfähig zu machen. „Wenn Kinder sagen, dass sie satt sind, sollten Eltern nicht darauf bestehen, dass sie den Teller leer essen.“ Das bedeute nämlich, den Kindern eine eigene Wahrnehmung abzusprechen.

Die Folge:Kinder lernen nicht, ihrem eigenen Urteil zu vertrauen. Sie seien dann nicht in der Lage, eine sexuelle Grenzverletzung zu erkennen und als solche zu benennen. Noch immer werden die wenigsten Fälle von sexuellem Missbrauch an Kindern angezeigt. Mörchen schätzt, dass jedes dritte bis vierte Mädchen und jeder elfte Junge Opfer sexueller Gewalt wird.

Auch jetzt, wo das Projekt keine Fördermittel mehr erhält, meldeten sich weiterhin Kitas, um ihr Personal fortzubilden, so Solrun Jürgensen von Schattenriss. Das werde jetzt aber wesentlich teurer. Um den Trägern der Kitas verträgliche Preise anbieten zu können, seien die Bildungsstätten weiterhin auf Förderung angewiesen. STH