träume aus bollywood

Die meisten werden von der Bollywood-Sucht gepackt, wenn sie merken, dass diese Filme als Ratgeber für die wirklich wichtigen Dinge im Leben taugen. Wenn man vielleicht zum ersten Mal seit langer Zeit im Kino geheult hat, mitgerissen von einer Liebe, die nur im Film so groß und schön sein kann …Nach einem solchen Erlebnis beginnt man zu ahnen, welche Macht das Kino in einem Land hat, in dem es für alle Lebenslagen einen passenden Bollywood-Song gibt. Jonathan Torgovniks Fotoband „Bollywood Dreams“ ist eine Hommage an dieses von Emotionen, Glanz, Geld, Pracht und Elend überbordende Kino-Indien.Seine Fotos zeigen vorwiegend Menschen, die als Filmvorführer, Statisten, Stars, Balletttänzer, Plakatmaler, Kameramänner, Kartenverkäufer im Paralleluniversum Bollywood leben. Die schönsten Aufnahmen hat er von den Zuschauern gemacht: wie sie Schlange stehen oder sich völlig selbstvergessen im dunklen Saal dem kollektiven Rausch hingeben.Der aus Israel stammende Torgovnik – dessen Bilder inzwischen in den feinsten amerikanischen Museen ausgestellt werden – lenkt den Blick stets dorthin, wo man als Filmkonsument aus dem reichen Westen der indischen Kinoleidenschaft kaum mehr folgen kann. In den Studios und auf den Straßen, nach Drehschluss und zur Mittagsvorstellung hat er sich auf die Suche nach den Pfaden gemacht, die das fantastische Leinwandgeschehen der kommerziellen Hindifilme mit dem indischen Alltag verbinden. Von außen betrachtet, gibt es zwischen dem prunkvollen Leben von Bollywood-Filmfamilien und dem ihrer Zuschauer kaum Berührungspunkte. „Bollywood Dreams“ aber beweist, dass Eskapismus ein nichtssagender Begriff ist, wenn man über die Liebe der Inder zu ihrem Kino spricht. DOROTHEE WENNERNasreen Munni Kabir u. Jonathan Torgovnik: „Bollywood Dreams. An Exploration of the Motion Picture Industry And Its Culture in India“. Englische Originalausgabe, Phaidon-Verlag, Berlin 2003, 39,95 €, www.phaidon.com