Metall-Chef soll in den Ferien gewählt werden

Mehr Gegenkandidaten zu Jürgen Peters als neuer IG-Metall-Vorsitzender tauchen auf. Entscheidung vor September

BERLIN taz ■ Frank Stroh pflegt den Weltuntergangstonfall: „Die Stimmung an der Basis im Südwesten ist: Macht dem Ganzen endlich ein Ende!“, sagte der Sprecher der IG Metall Baden-Württemberg gestern zur taz.

Klar, die Metaller im Südwesten – wie auch die Kollegen aus Bayern – sind nicht die größten Befürworter von Jürgen Peters. Immerhin hat „ihr Mann“, der Bezirksleiter Berthold Huber, am Dienstag auf seine Kandidatur für ein Vorstandsamt verzichtet, während Peters nach wie vor allen Rücktrittsforderungen trotzt. Doch wird nicht nur aus dem Süden der Druck größer, die Führungskrise rasch zu beenden – und nicht bis zur Vorstandssitzung am 1. September zu warten.

„Ich habe den Eindruck“, sagte IG-Metall-Sprecher Claus Eilrich am Wochenende in Frankfurt, „dass die Forderung nach klaren Entscheidungen zu Personal und Politik der IG Metall zunimmt.“ Die Gewerkschaft werde voraussichtlich schon in den kommenden Tagen die vorgezogene Wahl ihres Vorsitzenden beschließen. Heute treffen sich die zehn geschäftsführenden Vorstandsmitglieder der IG Metall, um über einen außerordentlichen Gewerkschaftstag noch während der Sommerferien zu beraten.

Ursprünglich sollten die 600 Delegierten Mitte Oktober auf dem Gewerkschaftstag in Hannover über ihren Vorsitzenden abstimmen. Doch der lähmende Machtkampf zwischen IG-Metall-Chef Klaus Zwickel und seinem Stellvertreter Peters zwingt die IG Metall zum Handeln. „Wir brauchen schnellere Entscheidungen“, betonte Eilrich.

Unklar ist dagegen das Procedere für ein Vorziehen des Gewerkschaftstags. Beschlussfähig wären die 41 Mitglieder des Vorstands, doch der ist seit Monaten in zwei Lager gespalten und blockiert. Auch die 170 Verwaltungsstellen, quasi die Ortsverbände der IG Metall, könnten einen Antrag stellen – sie müssten aber mehr als zwei Drittel der Mitglieder mobilisieren. Wahrscheinlicher ist da schon ein Beschluss des Beirats, dem die Vorstandsmitglieder und Vertreter aus den sieben Bezirken angehören.

Und über Namen wird derweil weiter eifrig spekuliert. Nachdem sich in der vergangenen Woche Frank Teichmüller, der Bezirksleiter Küste, ins Spiel gebracht hatte, „im Notfall“ für den Vorsitz zu kandidieren, wird in der Umgebung von IG-Metall-Chef Klaus Zwickel nun der Audi-Arbeitsdirektor Horst Neumann aus Ingolstadt gehandelt. Selbst für Berthold Huber wird immer noch geworben. Doch für den, sagte Hubers Sprecher Stroh der taz, „gilt, was er in der Vorstandssitzung gesagt hat“. THILO KNOTT