Der Segen der Automatisierung

Die spanische Firma Isofoton ist europäischer Marktführer für Solartechnik. Damit das so bleibt, geht man andere Wege als alle anderen

MALAGA taz ■ Wenn Jesus Alonso etwas reizt, dann sind es Probleme. „Probleme sind dazu da, dass sie gelöst werden“, sagt er. Von Alonso. Der Mann ist Forschungsdirektor von Isofoton, einer Solarzellenfabrik in Spanien. 1981 wurde sie gegründet, heute ist sie Marktführer in Europa – auch dank der Forschungs- und Entwicklungsarbeit.

„Die Solartechnik hat ein Kostenproblem“, sagt Alonso. Das hat mit Silizium – dem Zellenmaterial – zu tun. Alonso: „60 bis 70 Prozent der Kosten einer Solarzelle entfallen auf das Rohmaterial.“ Vor zehn Jahren betrugen die Materialkosten nur etwa 50 Prozent – der Rest steckte in der Produktion. Der Trick bei Isofoton war, wie Direktor Ernesto Macías sagt, „diese Kosten durch Automatisierung stark zu senken“.

Tatächlich ist die modernste Produktionsstrecke der Firma aus Malaga fast komplett automatisiert. Mehrere Industrieroboter „hantieren“ mit den Siliziumwafern, die nur 300 Mikrometer dünn sind. Statt der kostenintensiven Phosphordiffusion im Plasmaofen entwickelten die Isofoton-Ingenieure ein Siebdruckverfahren, das die Zellenstruktur auf die Siliziumscheiben aufbringt. Die Siliziumscheiben werden auch nicht mehr von Hand, sondern ineiner Waschstraße gesäubert.

Drei-Schicht-System und rollende Woche – auf diese Art und Weise produziert Isofoton 75.000 Solarzellen pro Tag. Die Jahresleistung der produzierten Photovoltaikmodule wurde in der letzten fünf Jahren von 2,2 auf 27,2 Megawatt gesteigert. Derzeit liegt die Produktionskapazität bei 36 Megawatt, im nächsten Jahr sollen es 45 Megawatt sein – 2.000 Prozent Zuwachs in fünf Jahren.

Der Vorteil der vollautomatischen Produktion schlägt sich aber nicht nur in den Kosten nieder, sagt Direktor Macías, „sondern auch in der Qualität“. Nur noch 3 Prozent der hauchdünnen Wafer zerbrechen heute während des Produktionsprozesses, weitere 3 Prozent erfüllen die Leistungskriterien nicht, die Isofoton für 20 Jahre garantiert – weltweit Spitzenwerte.

Damit das so bleibt, geht Isofoton einen anderen Weg als die gesamte Solarstrombranche. Forschungschef Alonso: „Wir arbeiten nicht an der Entwicklung der Solarzelle der dritten Generation.“ Als dritte Generation gilt die Zelle mit einem elektrischen Wirkungsgrad von 18 Prozent. Isofoton begnügt sich – vorerst – mit den derzeit erreichten 14 Prozent. Statt die Leistung zu erhöhen, will das Alonso-Team die Kosten senken. „Wir arbeiten an Modulen, die nur noch 1 Quadratmillimeter groß sind“, sagt Alonso. Würde bedeuten: Nur noch ein Dreihundertstel des teuren Trägermaterials ist nötig – bei gleicher Leistung. In drei Jahren will Isofoton das neue System auf den Markt bringen.

Carsten Körnig, Geschäftsführer der Unternehmensvereinigung Solarwirtschaft, führt diese technologischen Neuerungen auf das deutsche Erneuerbare-Energie-Gesetz zurück. Das habe die Nachfrage so stimuliert, „dass überhaupt erst Umsätze möglich wurden, die Investitionen in Forschung und Entwicklung ermöglichen“. Auch für Isofoton: Deutschland ist wichtigster Markt (40 Prozent der Produktion) – der Rest geht nach Afrika, China, vereinzelt auch Lateinamerika. Spanien ist trotz intensiver Sonneneinstrahlung ein unbedeutender Markt. Erstens „fehlt ein Umweltbewusstsein wie in Deutschland“, sagt Macías. Zweitens werden Häuser eher gemietet als besessen. Isofoton spielte vor zwei Jahren mit dem Gedanken, die Produktion zu verlagern – ins Paderborner Land. Mittlerweile freilich hat die Produktionskapazität den Markt überholt. Dennoch will Direktor Macías 2004 „unsere neue Fabrik mit 15.000 Quadratmetern Produktionsfläche eröffnen“. Natürlich voll automatisiert. NICK REIMER