Koch plappert Stoiber nach

Während Bayerns Ministerpräsident in Garching den Forschungsreaktor FRM II einweiht, fordert sein hessischer Kollege den Neubau von Atomkraftwerken

BERLIN/MÜNCHEN taz/rtr ■ Jetzt will auch die Union eine atomare Energiepolitik: Nachdem sich CSU-Chef Edmund Stoiber bereits für den Neubau von Atomkraftwerken ausgesprochen hat, folgte gestern Roland Koch. „Die Stromwirtschaft muss ihre völlig überkommenen Doktrin überdenken“, sagte Hessens Ministerpräsident der Berliner Zeitung. CDU-Parteichefin Angela Merkel hatte bislang immer nur von einer Laufzeitverlängerung der bestehenden AKWs gesprochen.

Obwohl sich ihm gestern eine vorzügliche Bühne bot, nahm Bayerns Ministerpräsident das Thema „AKW-Neubau“ nicht in den Mund: In Garching bei München weihte er den neuen Forschungsreaktor FRM II ein, den er als „Leuchtturm der Innovation“ bezeichnete. Der 435 Millionen Euro teure Reaktor mit einer Wärmeleistung von maximal 20 Megawatt – also nur ein Bruchteil der Leistung von kommerziellen Atomkraftwerken – dient der Erzeugung von Neutronen zu Forschungs- und medizinischen Zwecken. Die neue Neutronenquelle ersetzt den alten Forschungsreaktor, der 1957 errichtet wurde und als „Garchinger Atom-Ei“ bekannt ist.

Der neue Reaktor ist umstritten, da er mit theoretisch waffenfähigem Uran betrieben wird. Entsprechend umstritten war seine Fertigstellung und Inbetriebnahme, und auch gestern gab es Proteste in Garching. 30 Prozent der Forschungen sollen kommerziellen und industriellen Anwendungen dienen. Der Münchener Autohersteller BMW kündigte noch für dieses Jahr erste Aufträge für Materialprüfungen in Garching an. RENI

meinung und diskussion SEITE 11