Metaller streiten nur noch sieben Wochen

Ende August will die IG Metall auf einem vorgezogenen Gewerkschaftstag ihre neue Führungsspitze wählen

BERLIN taz ■ Mit der vorgezogenen Neuwahl ihres Vorstands Ende August sucht die Spitze der IG Metall einen Ausweg aus der schweren Führungskrise. IG-Metall-Chef Klaus Zwickel erklärte gestern in Frankfurt am Main nach einer Sitzung des geschäftsführenden Vorstands, die Sondersitzung solle am 30. und 31. August voraussichtlich im Rhein-Main-Gebiet stattfinden.

Damit sei der Weg frei, „die lähmende Blockade und unverständliche öffentliche Debatte auf sehr transparente und demokratische Weise zu beenden“, sagte Zwickel. Die zehn Mitglieder des geschäftsführenden Vorstands, darunter der 2. Vorsitzende und Zwickel-Kontrahent Jürgen Peters, hätten dies als besten Weg für eine schnelle Lösung der wochenlangen Personaldebatte gesehen und dem Gesamtvorstand eine diesbezügliche Empfehlung gegeben. Der Gesamtvorstand soll am 23. Juli darüber entscheiden.

Zwickel legte sich nicht fest, ob sich der Gesamtvorstand auf einen gemeinsamen Personalvorschlag für die Führungsspitze werde einigen können. Namen nannte Zwickel nicht. Der scheidende IG-Metall-Chef schloss nicht aus, dass es zu Kampfkandidaturen für die verschiedenen Posten kommen könne.

Ursprünglich war erst für den 1. September die nächste Vorstandssitzung und für Mitte Oktober der Gewerkschaftstag mit Neuwahlen geplant. Doch nun werden die Tagesordnungspunkte „Entlastung des Vorstands“ und „Wahl des neuen Vorstandes“ vorgezogen. Auch wegen des Drucks der Basis: Zuletzt hatten die Bezirke Baden-Württemberg und Bayern das frühzeitige Ende der Personaldebatte gefordert.

Mit Blick auf die Vorstandssitzung nächster Woche sagte Zwickel: „Wer sich dem einstimmigen Votum widersetzt, der macht deutlich, dass er weiter blockiert – und dies aus durchsichtigen machtpolitischen Interessen.“ Er widersprach der Ansicht, der Führungsstreit sei eine persönliche Angelegenheit zwischen ihm und seinem Vize Peters: „Es geht nicht um einen Streit zweier alter Männer.“

Nach taz-Informationen werden die baden-württembergischen Vorstandsmitglieder Helmut Lense und Jürgen Stamm bei der Sitzung des Gesamtvorstands am 23. Juli dem 2. Vorsitzenden Jürgen Peters erneut den Rücktritt nahe legen. Einen diesbezüglichen Antrag an Vorstand und Beirat der IG Metall beschloss gestern der IG-Metall-Ortsverband Stuttgart, dem die Betriebsräte von DaimlerChrysler, Porsche und Bosch angehören. „Wir wollen eine neue Führung, aber ohne Herrn Peters“, erklärte der Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück der taz, „eine Führung mit Peters wäre belastet.“ Dagegen sprach sich Hartmut Meine, IG-Metall-Bezirksleiter Hannover, erneut für Peters als Gewerkschaftschef aus und räumte ihm gute Chancen ein. Die Suche nach einem möglichen Kandidaten für die Führungsspitze bezeichnete der Peters-Vertraute Meine als „eine der spannenden Fragen“.

IG-Metall-Vorstandsmitglied Carmen Bahlo aus dem Bezirk Brandenburg-Sachsen erklärte gegenüber der taz, das Vorziehen des Gewerkschaftstags sei notwendig geworden, weil in der IG Metall „die Disziplin gefehlt hat, nicht alles hoch und runter zu diskutieren“. Dies sei eine Entscheidung „für die Basis“. An der Sitzung des 41-köpfigen Vorstands in der kommenden Woche wird Bahlo nicht teilnehmen: „Deswegen werde ich meinen Urlaub in Finnland nicht verschieben.“ THILO KNOTT

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