kleine anleitung für italienurlauber
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Kaum aus dem Bett gekrochen, kraule ich mir die Eier und singe nach Leibeskräften vor dem offenen Fenster albernes Liedgut, in dem ich die Sonne, die Liebe und diverse Mittelmeerinseln hochleben lasse. Nachdem ich die landesübliche Männertracht angelegt habe – Bruno-Banani-Underwear, Goldkette, Brusthaartoupet, Handy und Sonnenbrille – eile ich blendend gelaunt in eine Bar. Dort schütte ich winzige Pfützen Kaffee in mich hinein und diskutiere währenddessen heftig gestikulierend mit dem Barmann darüber, ob nicht in jeder Frau eine Hure stecke – außer in Mamma. Das Handy klingelt. Der Pate unseres Viertels, Don Brutalo, ist dran und erklärt, Richter Carlo Corretto verhalte sich zunehmend geschäftsschädigend und bedürfe dringend der Bekanntschaft mit einer kleinen Autobombe. Ich verspreche, mich darum zu kümmern und fasse mir in den Schritt, um zu prüfen, ob alles im Lot ist.

Ich springe auf meine geklaute Vespa und fahre wild hupend mit 100 Stundenkilometern durch die Innenstadt zu Mamma. Sobald ich Mamma sehe, brülle ich „Mamma“, falle auf die Knie, während Mamma mir vor Rührung eine Tasse Olivenöl extra vergine über mein glänzendes Haar gießt. Im Schritt ist nach wie vor alles o.k., also fahre ich nach dem spontan improvisierten fünfgängigen Menü zum Strand und flirte mit jeder blonden, supernationalistischen deutschen Frau im Umkreis von zehn Quadratkilometern. Drei von ihnen erliegen rülpsend meinem unwiderstehlichen Latin-Lover-Charme und ich nehme sie wie ein wilder Stier in einem Straßentunnel auf dem Rücksitz meiner Vespa.

Ein kurzer Stopp beim Barkeeper gibt mir anschließend die Gelegenheit, angereichert mit neuen Erfahrungen bei einer winzigen Pfütze Kaffee und einem Gino-Ginelli-Eis den morgendlichen Diskurs über die „ewige Hure Frau“ wieder aufzunehmen. Im Bar-TV sehe ich, dass ein roter Rennwagen als erster über eine Ziellinie gefahren ist. Spontan wälze ich mich mit den anderen Bargästen vor Freude auf dem Boden, fahre wild hupend mit 100 Sachen durch die Innenstadt bis zur Kirche, um dort die Glocken zu läuten. Dabei abe isch garr keine Autoh. Beh, machta nix, cazzo!

Im Ristorant „Adria“ klingt mein Tag aus. Die unglaublich fette und liebenswerte Köchin Mamma Miracoli serviert mir ein spontan improvisiertes zehngängiges Menü. Am Nebentisch erblicke ich plötzlich meine unverheiratete Schwester in Begleitung eines Mannes. Das Handy klingelt, Mamma ist dran und weint, weil ihr die Nachbarin soeben erzählt hat, ihre Tochter beschmutze den tadellosen Ruf der Familie. Ich springe auf, überschütte den Hurensohn neben meiner Schwester mit tausendundeinem Schimpfwort, ramme ihm ein meterlanges sizilianisches Klappmesser in den Bauch und lasse den Bastard spontan im Fundament einer illegal errichteten Villa mit Meerblick einbetonieren.

Meine Schwester weint, ich bringe sie nach Hause und erkläre ihr unterwegs, dass alle Frauen Huren seien – bis auf Mamma. Wieder zu Hause, kraule ich mir die Eier und danke dem lieben Gott, dass er mich als Sohn dieses Volkes hat zur Welt kommen lassen. – Schönen Urlaub noch... zott