Der Weg zur Öko-Tankstelle wird kürzer

Gesetz in Schweden: In zwei Jahren muss jede Tankstelle Biogas oder einen anderen alternativen Kraftstoff anbieten

STOCKHOLM taz ■ Ein Auto mit Biogas oder Ethanol zu fahren, kann sich in Schweden – wie in Deutschland auch – zu einer mühsamen Suche entwickeln: Bis zur nächsten Biotankstelle ist es häufig ein langer Weg. Nur an 150 der mehreren tausend gibt es bislang eine Zapfsäule für einen dieser alternativen Kraftstoffe. Und die sind in den Großstadtregionen und im Süden des Landes konzentriert. Eine Reise nach Nordschweden bedarf guter Planung, was Route und Tankfüllung angeht. Das aber soll bald anders werden.

Die Regierung arbeitet an einem Gesetzentwurf, wonach 2005 sämtliche Tankstellen im Lande verpflichtet sind, wenigstens einen alternativen Treibstoff bereitzuhalten. Ihr Vorteil: Aus dem Auspuff kommt kein zusätzliches Kohlendioxid, das den Treibhauseffekt verstärkt.

„Seit Jahrzehnten reden wir darüber, dass herkömmliche, fossile Brennstoffe ersetzt werden müssen“, sagt die stellvertretende Vorsitzende des Umweltausschusses des Reichstags, Åsa Domeij von der grünen Miljöpartiet. Entsprechend begründet sie den Vorstoß, auf den sich jetzt eine Parlamentsmehrheit verständigt hat: „Die Grundvoraussetzung dafür ist, dass es möglich ist, auf solches Benzin zu verzichten.“ Kjell-Erik Karlsson, Ausschussmitglied der Linkspartei, stimmt zu: „Ein richtiger Durchbruch für schadstofffreie Autos kommt erst, wenn die Leute die Investition wagen. Das machen sie erst, wenn sie den Treibstoffen überall bekommen.“

Beim Schwedischen Petroleuminstitut, der Interessenvertretung der Öl- und Tankstellenbranche, sieht man den Gesetzeszwang allerdings gar nicht gerne. Die Tankstellenbesitzer richten Biogas- und Ethanolzapfsäulen bisher nur ein, wenn ihrer Ansicht nach genug Autofahrer vorbeikommen, die diese auch nutzen. Die Nachfrage sei aber doch „viel zu gering“, als dass sich solche Investitionen lohnten, sagt der Vorsitzende Tommy Nordin. Und das werde sich künftig auch nicht ändern.

Kjell-Erik Karlsson sieht das anders. Seiner Ansicht nach ist es die Frage von der Henne und dem Ei: Denn wer „kauft sich ein Biogasauto, wenn es an seinem Wohnort keine Tankstelle gibt“? Das neue Gesetz habe deshalb nichts mit „herausgeworfenem Geld“, wie Nordin behauptet, zu tun. Karlsson glaubt, die Investitionen würden sich schon bald wegen tatsächlich steigender Nachfrage rechnen.

Eine Ausnahme wird es vermutlich aber doch geben. Denn Minitankstellen, deren Umsatz unter einer bestimmten Grenze bleibt, können sich von der Zwangszapfsäule befreien lassen. So soll diesen – in Schweden in einsamen Gegenden oft an Lebensmittelläden angeschlossenen – Tanksäulen nicht die Rentabilitätsgrenze entzogen werden. Schon heute können sie zumeist nur eine Benzinsorte anbieten, alles andere wäre für sie zu teuer. REINHARD WOLFF