Kommentar: Sichere forensische Kliniken
: Kein Populismus

In weiten Teilen der Öffentlichkeit gelten sie als unbeherrschbares Risiko, dass – besonders vor der eigenen Haustür – verhindert werden muss: die forensischen Kliniken Nordrhein-Westfalens, in denen psychisch kranke Straftäter, aber auch viele Drogenabhängige untergebracht sind. Kein Wunder: Jeder spektakuläre Einzelfall wird besonders von der Boulevardpresse skandalisiert. Der Täter wird zur Bestie, zum Tier.

Ohne Ausbruch dagegen erlischt die Aufmerksamkeit – bis zum nächsten Mal. Dabei zeigt sich: Die Kliniken sind sicher. Der letzte aufsehenerregende Ausbruch liegt sechs Jahre zurück, die Zahl der Entweichungen sinkt kontinuierlich. Und das bei einer Statistik, die selbst Verspätungen wie einen Fluchtversuch wertet. Eine wirkliche Gefährdung der Bevölkerung ist also kaum gegeben.

Dennoch bleiben katastrophale Zustände – in den Kliniken, denn die sind völlig überbelegt. Über 700 Behandlungsplätze fehlen gerade für drogenabhängige Straftäter, die eine hilflose Justiz auf die Forensik abschiebt. Die nötige Hilfe für die Patienten bleibt so auf der Strecke: Statt Therapie findet oft nur Verwahrung statt.

Völlig richtig deshalb die Entscheidung der rot-grünen Landesregierung den Neubau von sechs Kliniken auch gegen den Widerstand der Bevölkerung an den Standorten durchzusetzen – ein Widerstand, um den es durch Aufklärung erstaunlich ruhig geworden ist. Richtig aber auch die Forderung nach weiteren Standorten – für die Patienten.

ANDREAS WYPUTTA