Höhlenmenschenhiphop

Sole und Bluebeard: die Kunst, den CD-Player zu rocken

Als HipHop-MC tourt man in der Regel mit einem DJ. Sole alias „Man’s Best Friend“ und sein Support „Bluebeard“ bestreiten ihre aktuelle Tour lediglich mit einem Discman. Wie man mit diesem spartanischen Set-Up eine beeindruckende Performance abliefern kann, demonstrierten sie am vergangenen Samstag in der Lila Eule. Bluebeard aus Florida – „You’ve never seen an alligator with strap-on tits? That’s what Florida is all about.“ – löste das Problem des abwesenden DJs, in dem er konstant humorvoll auf den CD-Player hinwies. Sole aus Oakland hingegen ignorierte das Problem völlig. Als sein eigener Discman-DJ stoppte er Tracks, scheinbar willkürlich, mitten im Fluss um ohne musikalische Begleitung weiter zu rappen.

Sole und Bluebeard gehören zu der wortmächtigen neuen Generation an US-Rappern, die Privates und Politisches virtuos vermischen. Die Konzentration auf den Rap, die durch die Abwesenheit eines DJs entsteht, ist also durchaus beabsichtigt. Als in der Mitte von Soles Set, der Mikrofon-Sound dumpf wird, meint Sole nur: „Dem Mischer gefallen meine Lyrics wohl nicht.“ Aber auch bei klarem Sound ist es schwierig, den komplexen Texten zu folgen. Die Wortdichte allerdings ist – gleich ob man jedes Detail mitkriegt oder nicht – beeindruckend. Darüber vergisst man sogar Soles unvorteilhaftes Erscheinungsbild (roter Rauschebart und Schlabberklamotten), das er selbst als das eines Höhlenmenschen beschreibt.

Dieter Wiene