VERBLÜFFENDE ERGEBNISSE DES BAYERISCHEN STATISTISCHEN LANDESAMTES:
: Wir werden alle Bayern!

Edmund Stoiber will in Bayern bleiben. Nicht nur, weil er als Ministerpräsident weiterhin durch souveränes Auftreten im Bundesrat glänzen darf und sich Nachfolger auch nicht gerade aufdrängen. Vielmehr müsste er befürchten, dass es keinen Platz mehr für ihn gibt, wenn er sich dereinst wieder in die Heimat zurückziehen wollte. Denn es wird eng in Bayern. Eine neue Studie des Landesamtes für Statistik hat verblüffende Ergebnisse geliefert: Entgegen allen düsteren Prognosen über Deutschenschwund wird die Bevölkerung bis 2020 voraussichtlich um 3 bis 6 Prozent wachsen.

Das liegt nicht etwa an einem blauweißen Babyboom. Selbst in katholisch-erzkonservativen Gegenden liegt die Geburtenrate pro Frau gerade mal bei 1,65 Kindern. Vielmehr erwarten die Statistiker eine kleine Völkerwanderung aus weniger begüterten Gegenden Deutschlands und, in geringerem Ausmaß, der EU. Verblüffend? Die Zahlen spiegeln nur wider, was Demoskopen und Volkswirte schon länger prophezeien: Da weder ein Geburtenanstieg noch eine vernünftig geregelte Zuwanderung zu erwarten sind, geht die Bevölkerung zurück, während der Altersschnitt steigt. Diese Entwicklung wird mittel- bis langfristig zu einer Konzentration der Menschen in einigen wenigen Regionen führen. So gesehen ist die bayerische Statistik die Kehrseit der Abwanderung aus den neuen Bundesländern – nur aus der Sicht einer Gewinnerregion.

Muss uns das alles Angst machen? Eigentlich nicht. Denn weniger, dafür sorgsam hochgepäppelter und mit Bildung gefütterter Nachwuchs entspricht perfekt dem gewandelten Arbeitsmarkt, der immer weniger, dafür immer qualifiziertere Arbeitskräfte verlangt. Und wenn Ostdeutschland, das Ruhrgebiet oder das Saarland allmählich veröden – who cares? Immerhin wird die Natur dort nicht länger von den Menschen zertrampelt werden. Auf lange, lange Sicht betrachtet werden wir alle Bayern, die den Rest des Landes als Naherholungsgebiet nutzen. Kann es Schöneres geben?

Das mit Edmund Stoiber war übrigens ein Scherz. Der bleibt in Bayern, weil er nicht anders kann. JÖRG SCHALLENBERG