Iren wollen unter sich bleiben

Das Referendum über die Einschränkung der Staatsbürgerschaft wird angenommen. Doch bei den gleichzeitigen Kommunalwahlen geht die Regierung Ahern baden

DUBLIN taz ■ Die Iren haben ein schlechtes Gedächtnis. Jahrhundertelang konnten viele ihrer Vorfahren nur deshalb überleben, weil sie von den USA, Australien oder Großbritannien aufgenommen wurden. Am Wochenende hat Irland seine Türen für viele Einwanderer aus Ländern außerhalb der Europäischen Union geschlossen. Bisher hatte jedes in Irland geborene Kind ein durch die Verfassung garantiertes Recht auf die irische Staatsbürgerschaft. Künftig gilt das nur noch für Neugeborene, deren Vater oder Mutter einen irischen Pass hat. Fast 80 Prozent der Wähler haben dieser Verfassungsänderung am Freitag per Volksentscheid zugestimmt.

Das Ergebnis des Referendums war die einzige Freude, die die Iren der von Korruptionsskandalen erschütterten Regierungspartei Fianna Fáil bereitet haben. Bei den Europa- und Kommunalwahlen am Freitag musste die Partei schwere Verluste hinnehmen, im Stadtrat von Dublin verlor sie fast 50 Prozent der Sitze. Wahlgewinner war Sinn Féin, der politische Flügel der IRA, der die Zahl der Sitze in einigen Wahlkreisen verdreifachen konnte und in Dublin hinter der Labour Party zur zweitstärksten Kraft wurde.

Aufgrund des miserablen Abschneidens seiner Partei hat Premierminister Bertie Ahern seine Einstellung zum Job als EU-Kommissionspräsident geändert. Hatte er bisher abgewunken, so erklärte er am Wochenende plötzlich brennendes Interesse. Über die Hälfte der EU-Mitgliedsstaaten unterstützen seine Kandidatur, aber er muss noch zwei größere Länder auf seine Seite ziehen, um am nächsten Wochenende eine Mehrheit zu bekommen. Es ist das Gehalt von 1,3 Millionen Euro, das ihn reizt. „Das ist ganz furchtbar viel Geld“, sagte er gestern. RALF SOTSCHECK