urdrüs wahre kolumne
: Extremshopper mit Axt

Typen vom Schlage des Niedersachsen-Landwirtschaftsministers Hans-Heinrich Ehlen hatten früher gern mal einen lukrativen Nebenjob in der Werbung mit Doppelkornflaschen, auf denen ein Mann abgebildet war, der eine Doppelkornflasche in der Hand hielt mit dem Bildnis eines Mannes mit einer Doppelkornflasche etc. Mit dem Rückgang der Weizenkorntrinkerei müssen sich ministrable Bäuerchen schon als Lobbyisten für die Eier-Mafia verdingen. Und das so schamlos, dass sie noch die geringfügigste Vergrößerung des Überlebensraums von Legehennen auf den Sankt Nimmerleinstag verschieben, indem alte Käfige Bestandsschutz erhalten – dabei haben die Pohlmanns dieser Gülle-Welt Tricks genug auf Lager, ihre Tierquälerei bis zum Exzess zu treiben.

Der Einschätzung des Bremer Grünensprechers Hermann Kuhn, dass es sich bei den FDP- Parlamentariern (nicht nur) in Bremen um neoliberale Irrlichter handele, stimme ich natürlich insofern zu, als dass man den womöglich treffenderen Begriff Arschlöcher im Sinne der allgemeinen Sprachpflege nicht zu oft verwenden sollte.

Wie skrupellos die Freunde grenzenloser Ladenöffnungszeiten sind, belegt die Tatsache, dass eine mutmaßliche Untergruppierung der FDP unter Leitung des 20-jährigen Zvezdan K. am Hamburger S-Bahnhof Berliner Tor einen Kioskverkäufer mit Messer und Axt attackierte, nachdem dieser sich geweigert hatte, nach Ladenschluss noch etwas zu verkaufen. Natürlich wird kein Liberaler solchen Übergriff gutheißen – aber doch erkennen müssen, dass hier auch nur die Ideologie erlebnisfreudiger Extrem-Shopper konsequent weitergedacht wurde.

Mit verschwörerischer Miene überreicht mir in der Fußgängerzone von Hildesheim ein Schriftenmissionar einer „Christlichen Gruppe ohne sonderliche Benennung aus Alfeld“ sein vermutlich selbst verfasstes Traktat in schlicht fotokopierter Schreibmaschinenschrift unter dem Titel „Papistisch-islamistische Verschwörung“, bittet bescheiden um einen Euro für die Auslagen und überlässt mich dann mit dem hehren Wunsch „Gesegnete Lektüre!“ meinem Schicksal. Um es kurz zu machen: Nach dem Attentat durch einen muslimischen Agenten auf Johannes Paul hat der Islam sich beim Papst entschuldigt und ihm die Garantie gegeben, das sich solche Anschläge auf katholische Würdenträger nicht wiederholen – der Papst wolle im Gegensatz dazu dafür sorgen, dass keine katholische Gegen-Missionierung von Muslimen erfolge und andererseits den Bau von Moscheen durch Kredite begünstigen. An sich vielleicht ein fairer Deal – aber die Evangelen und zumal die Christen ohne besondere Benennung bleiben dabei natürlich außen vor … alles klar!

Im Postamt behelligt der Mann am Counter ausgerechnet den Philatelisten mit den komplizierten Markenwünschen in der Warteschlange vor mir mit dem möglicherweise viel Lebenszeit raubenden Vorschlag, sich doch eben noch über neue Angebote der Postbank informieren zu lassen, doch der Angesprochene kontert müde: „In diesen Zeiten, da leg’ ich mein Geld doch lieber in Marken an.“ So kann die globale Krise der Finanzwirtschaft auch dem kleinen Mann mal nützen, registriert erfreut ULRICH „Sparbüchse“ REINEKING

ULRICH REINEKING, Journalist und Kabarettist, möchte nicht für einen dieser dubiosen Sprachpfleger gehalten werden.