Mehr Azubis, weniger Geld

Finanzsenator für zusätzliche Lehrstellen. Tarif sorgt für Verärgerung

Bremen taz ■ 100 zusätzliche Ausbildungsplätze will Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos) im öffentlichen Dienst schaffen – wer wäre da nicht voll des Lobes. Leider hat die Sache aus Sicht der Personalvertretungen einen Haken: 48 dieser neuen Lehrstellen sollen weit unter dem Tarif für den öffentlichen Dienst vergütet werden. Um dies zu erreichen, sollen sie bei einer neu zu gründenden „Bremer Ausbildungs-Gesellschaft“ angesiedelt werden. Als „Mogelpackung“ bezeichnete Verdi die Ausbildungsinitiative von Nußbaum und auch der Gesamtpersonalrat wittert in der GmbH einen Versuch zur „Tarifflucht“. Es sei „empörend, wenn der Senat auf dem Rücken der Auszubildenden“ spare.

Hintergrund des Streits ist der so genannte Ausbildungsverbund, den Nußbaum mit Handwerks- und Handelsbetrieben gründen will. Kleine Betriebe können darin auf die Infrastruktur der Behörden zurückzugreifen. Diesen Betrieben aber könne man nicht zumuten, Tarife einzuhalten, die zum Teil mehr als 25 Prozent über den auf dem freien Markt üblichen lägen – so steht es in einer Vorlage für den heute tagenden Senat. Die für den öffentlichen Dienst ausgehandelten Tarife, so die Überlegung, könne der Staat aber mit der Gründung der GmbH unterschreiten. Die CDU begrüßte gestern zwar den Ausbildungsvorstoß Nußbaums, geißelte aber zugleich Gewerkschaften und Personalräte für ihre „Blockade-Haltung“. Es sei ein „Treppenwitz“, dass man für 48 Ausbildungsplätze eine Gesellschaft gründen müsse, nur weil die Gewerkschaften nicht von ihrer Tarifpolitik abrückten.

Die anderen 52 neuen Ausbildungsstellen werden bei den Bremer Eigenbetrieben und den Beteiligungsgesellschaften geschaffen. Trotzdem bleiben diese aber weit hinter der Ausbildungsquote von 7,5 Prozent in der Kernverwaltung zurück. hey