Börse außer Kontrolle

Die Skandale an der Wall Street nehmen kein Ende. Von der versprochenen besseren Kontrolle bleibt wenig übrig

NEW YORK taz ■ Eliot Spitzer, der streitbare New Yorker Justizminister und Generalstaatsanwalt, will es sich nicht nehmen lassen, die Wall Street aufzuräumen. Diesmal hat er sich die Investmentbank Morgan Stanley vorgenommen. Gemeinsam mit William Gavin, seinem Kollegen aus dem Bundesstaat Massachusetts, hat er eine neue Untersuchung gegen den Finanzkonzern eingeleitet. Der Vorwurf: unsaubere Praktiken beim Verkauf von Fonds an Privatanleger.

Spitzer und Gavin legen der Führungsriege von Morgan Stanley zur Last, ihre Broker zum Verkauf hauseigener Fonds gezwungen und sie bei entsprechenden Abschlüssen besser bezahlt zu haben. Letzteres habe sie dabei nicht nur den Kunden verschwiegen, sondern auch gegenüber Untersuchungsbeamten geleugnet.

Die Bank ist auch schon anderen Aufsichtsbehörden aufgefallen. Die NASD, die den Aktienmarkt Nasdaq reguliert, kündigte bereits eine Klage gegen Morgan Stanley, aber auch andere Firmen an. Sie sollen in der Boomzeit für umworbene Aktien zu hohe Provisionen von den Anlegern verlangt haben. Die US-Börsenaufsicht SEC untersuchte schon im April die Fonds-Verkaufspraktiken – bislang blieb das aber ohne Konsequenzen. Die SEC ermittelt nicht schnell und aggressiv genug – kritisieren nun Beobachter.

Trotzdem könnte es sein, dass sie künftig allein die Aufsicht über die Investmentbanken übernehmen. Dann wäre Morgan Stanley der letzte Fall, in dem Spitzer aktiv werden werden konnte. Und das obwohl es sein Büro war, das die große Untersuchung vorantrieb, bei der mehr als 300 Firmen der Bilanzfälschung angeklagt wurden. Daraufhin kam ein Vergleich über 1,4 Milliarden US-Dollar zustande – und unter anderen mußte Morgan Stanley 125 Millionen Dollar Bußgeld zahlen.

HEIKE WIPPERFÜRTH