Kongo: UN schlägt Alarm

Kämpfe im Ostkongo bringen humanitäre Hilfe fast komplett zum Erliegen. 3,3 Millionen Menschen betroffen

BERLIN taz ■ Die UNO warnt vor einer neuen massiven humanitären Katastrophe im Osten der Demokratischen Republik Kongo, die das Elend im Westen des Sudan noch in den Schatten stellen könnte. Jan Egeland, Leiter der UN-Koordinationsstelle für humanitäre Hilfe (OCHA), sprach gestern von einer „erheblichen Verschlechterung“ der Situation seit dem Ausbruch von Kämpfen um die ostkongolesische Stadt Bukavu Ende Mai. „Die Welt hat nicht begriffen, wie tief die Krise greift und worum es geht“, erläuterte er. 3,3 Millionen Bedürftige seien nicht für Hilfe zugänglich. „Das ist noch schlimmer als in Darfur im Westsudan, wo Hilfswerke vor kurzem hineingelassen wurden.“

Der Osten der Demokratischen Republik Kongo war 1998 bis 2002 Brennpunkt des Kongokrieges und fand auch nach der Bildung einer Allparteienregierung im Kongo nicht zum Frieden. Vor drei Wochen brachen um Bukavu Kämpfe zwischen regierungstreuen und abtrünnigen Soldaten aus. Derzeit wird südlich der Stadt gekämpft, und Rebellenkommandant Laurent Nkunda, der vor einer Woche aus Bukavu abgezogen war, hat mit einer Wiederaufnahme und Ausweitung des Krieges gedroht.

Auch in anderen Teilen Ostkongos nimmt die Instabilität offenbar zu. Nach OCHA-Angaben sind 80 Prozent der internationalen Hilfsaktivitäten in der gesamten Region eingestellt worden. In der Provinz Südkivu, wo fünf Millionen Menschen leben, finden gar keine Aktivitäten mehr statt, die internationalen Helfer wurden nach Goma evakuiert. Nachteilig wirkt sich auch die anhaltende vollständige Schließung der nahen kongolesisch-ruandischen Grenze durch die Regierung Ruandas aus. D.J.