diskussion
: Die Stadt zieht‘s in die Höhe

Das jüngste „Montagsgespräch“ des Bundes Deutscher Architekten (BDA) im Domforum war Kölns Kernstadt gewidmet. Investoren wollen dort bauen, die Stadt will Höheres zulassen und der BDA wird nervös. Deshalb wurden alte Bausünden gezeigt: das zu hohe Martinsviertel, die Bank neben St. Mariä Himmelfahrt, das Interconti. Und es wurde auf das heikle Umfeld der romanischen Kirchen verwiesen.

Auf dem Podium zeigte sich Stadtkonservator Ulrich Krings überrascht, dass mit den Bauvorhaben in Deutz nicht der Druck auf die Kernstadt gewichen sei. Barbara Moritz (Grüne) könnte sich Höheres an Straßenschneisen wie „den Bächen“ vorstellen. Karl Jürgen Klipper (CDU) findet, aus der Fußgängerperspektive sähe man Höheres in der zweiten Reihe gar nicht, und Anne-Luise Müller vom Planungsamt stellte einen Plan vor, der alles zeigt, was über 22 Meter aufragt.

Ob das zu viel sei oder zu wenig, sagte sie aber nicht, denn sie war – wie der ganze Abend – in einem Dilemma. Der eigentliche Diskussionsgegenstand, der neue „Höhenentwicklungsplan der Kernstadt“, erscheint nämlich erst im Juli! Und der eigentliche Anlass wurde schamhaft verschwiegen: Die AXA-Versicherung will an der Gereonstraße neu bauen, direkt an der Straße mit sechs Geschossen wohl noch unterhalb der 22 Meter, dahinter aber 33 Meter hoch.

Klipper stört das nicht, denn er zauberte eine überraschende Theorie aus dem Hut: Residenzstädte hätten mit rigiden Bauvorschriften einheitliche Städtebilder erzwungen. Köln aber sei eine Bürgerstadt. Da ginge es eben individueller zu. Keck vermischt er die Begriffspaare „Residenzstadt – Bürgerstadt“ und „Planstadt – Gewachsene Stadt“ und wird kaum erklären können, weshalb die Residenz Hannover städtebaulich verkommen ist, während sich die klassische Bürgerstadt Hamburg in den letzten Jahren homogen entwickelt hat.

Klipper sitzt dem Stadtentwicklungsausschuss vor und sieht den Bürger als Händler. Händler feilschen – auch um Bauhöhen. Die Stadt habe, hörte man später in kleiner Runde, längst neun Geschosse zugesagt. AXA will nur eins mehr. Der „Höhenentwicklungsplan“ wird das wohl zulassen, und „Schutzzonen“ um die romanischen Kirchen werden das via-sacralisierte Bürgertum beruhigen. Und den BDA auch. Cord Machens