Rauchende Köpfe in den Schulen

Manche Schulen verbieten Raucherecken ganz, manche verteilen Raucherstempel in Schülerausweise. Unter Schülern und Lehrern ist ein Verbot heftig umstritten

„Für mich ist es ganz selbstverständlich, dass Schüler in der Schule nicht rauchen.“ Für Alexander Scharsich, den stellvertretenden Schulleiter der Sophie-Scholl-Oberschule, stellt sich eher die Frage, warum Rauchen auf dem Schulhof bisher erlaubt ist. Die Gesamtschule in Schöneberg will jetzt rauchfrei werden.

Von kommendem Schuljahr an wird es keine Raucherecken auf dem Gelände mehr geben. 16- und 17-Jährige durften hier bisher mit Erlaubnis der Eltern rauchen. Sie bekamen dann einen „Raucherstempel“ in ihren Schülerausweis. „Den haben wir uns in den Pausen auch regelmäßig zeigen lassen“, versichert Scharsich. Im Gebäude gilt ein Rauchverbot, allerdings darf in zwei Lehrerzimmern gequalmt werden – woran sich laut dem Lehrer auch künftig nichts ändern wird. Zwar sind unter den 140 Lehrern der Sophie-Scholl-Schule nur 10 Raucher. Doch gehe es nicht an, „dass die Kollegen mit den Schülern zusammen vor dem Schulgelände rauchen“. Da greife dann doch die Vorbildfunktion. „Blödsinn“ nennt Scharsich den Plan, Lehrern das Rauchen zu verbieten, nur weil die Schüler es nicht mehr dürfen. Ginge es nach ihm, bliebe es bei der individuellen Entscheidung jeder einzelnen Schule.

Anderer Meinung ist Michael Leithold, Lehrer der Andreas-Schule. Der überzeugte Nichtraucher sieht die Initiative „positiv“, da er das Einstiegsalter von Rauchern, das in Berlin bei 11,6 Jahren liegt, für viel zu niedrig hält. Seine Schüler denken da unterschiedlich. Der 18-jährige Oliver zieht in der Raucherecke an seiner Kippe. „Das dient der Beruhigung.“ Er ist gegen ein Rauchverbot, denn „unsere Gesundheit geht die Lehrer nichts an“. Florian aus Stufe zwölf steht oft bei den Rauchern, fände ein Verbot aber gut. „Dann würden meine Klamotten nicht mehr so stinken.“ Franziska aus der Zehnten darf erst im nächsten Schuljahr in die Raucherecke. Und das ist „vollkommen in Ordnung so“.

Vor der Ellen-Kay-Gesamtschule sitzen mehrere Schüler, manche mit Zigaretten. „Auf der Arbeit darf man ja auch rauchen“, plädiert eine Schülerin gegen ein Verbot. Dennoch raucht sie nicht in den Toiletten. „Heimlich mache ich das nicht.“ Ihre Freundinnen Sarah und Angie, beide Nichtraucherinnen, stärken ihr den Rücken. „Ein Verbot diskriminiert Raucher. Raucherecken wären die beste Lösung.“ Die 16-jährige Jennie findet ein Verbot für „diejenigen sinnvoll, die nicht rauchen“. Mathias stimmt zu: „Raucher verkürzen mein Leben“, wirft der Nichtraucher leicht ironisch in die Runde.

BRITTA KUCK