Nur so ’n Gedanke, Anke!

Heute auf den Tag genau vor einem Monat startete „Anke Late Night“ auf Sat.1 – eine gute Gelegenheit, sich mit ein paar konstruktiven Kritikpunkten weit aus dem Fenster zu lehnen

VON HEIKO DILK UND
CHRISTOPH SCHULTHEIS

Die Quoten sind im Keller, die Kritiken vernichtend. Was derzeit auf dem ehemaligen Sendeplatz der „Harald Schmidt Show“ läuft, ist alles andere als zufrieden stellend – für alle Beteiligten. Laut einer Umfrage der Illustrierten Stern glauben 51 Prozent der Deutschen, dass Anke Engelke mit ihrer neuen Show scheitern wird. So kann es nicht weitergehen. „Anke Late Night“ muss besser werden. Wir wissen wie und geben der Moderatorin und dem Team ein paar onkelhafte, aber durchaus ernst gemeinte Tipps.

1. DAS BANALE ZU BEGINN

– Nicht mehr so schreien.

– Schlichte, elegante Kleidung: Pulli (schwarz) und hohe Absätze, keine Anziehsachen für Mädchen („Sex and the City“)

– Der Satz „Wir bleiben beim Thema Fußball“ gehört in die „Sportschau“.

– Öfter live senden.

– Und übrigens, Mädel, das ist deine Show, die Leute schalten nicht wegen der Gäste ein.

2. DER SENDEPLATZ

Statt wie bisher um 23.15 Uhr muss die Sendung bereits um 22.15 Uhr anfangen – allein schon wegen der besseren Quoten. Anders als die „Harald Schmidt Show“ ist „Anke Late Night“ kein Einschalt-, sondern ein Dranbleibprogramm. Allerdings laufen vor der Show zurzeit Sendungen wie „Toto & Harry“ oder „Spiegel TV“, am Dienstag sogar Ulrich Meyers „Akte“-Magazin. Wer das schaut, gehört definitiv nicht zur „Anke“-Zielgruppe. Bei einer Vorverlegung des Sendeplatzes auf 22.15 Uhr hingegen käme die Show direkt im Anschluss an Serien wie „Edel & Starck“ oder den Liebesfilm am Dienstag. Und eine Reform des Sat.1-Abendprogramms ist ohnehin längst überfällig ebenso wie die Abschaffung von „Akte“. (Natürlich muss im Rahmen der Senderfamilienplanung Stefan Raabs „TV-Total“ auf Pro7 nach hinten verlegt werden, was ohnehin gelegentlich gemacht wird.)

3. DIE WITZE

Spannungssteigernde Einleitungen wie „… und da hab ich gedacht …“ wirken in der Regel unglaubwürdig. Besser: „… und da haben meine Gagschreiber gedacht …“ Gut wäre auch, wenn die Gagschreiber, falls ein Witz mal nicht funktioniert, für Anke noch ein paar Zweit- und Drittpointen bereithielten. Und nachdem sich der so genannte Side-Kick auch schon in anderen Sendungen bewährt hat (zuletzt: Manuel Andrack), spricht eigentlich nichts dagegen, ihn auch bei „Anke Late Night“ zu etablieren (Vorschlag: dieser orangefarbene Mülleimer oder dieser „Chris“?)

4. DIE GÄSTE

siehe oben

5. DAS STUDIOPUBLIKUM

Zur Erinnerung: Die Show wird nicht für das Publikum vor Ort, sondern für die Millionen Zuschauer daheim an den Bildschirmen gemacht. Insofern ist eine Solidarisierung mit dem Studiopublikum wenig sinnvoll. Man kann es ruhig beschimpfen, wenn es mal wieder einen Gag nicht versteht – der Fernsehzuschauer hat ihn verstanden, egal ob er ihn verstanden hat oder nicht! Außerdem sollten die Eintrittskarten natürlich nicht verschenkt, sondern teuer verkauft werden. (Kleiner Hinweis für die Regie: im Publikum immer nur amüsierte Menschen zeigen!)

6. DER GAG IN DER MITTE

Der „Gag in der Mitte“ muss „Der Gag in der Mitte“ heißen und gehört gefälligst schnöde abgelesen und nicht präsentiert. Immerhin ist er der einzige Witz, der nicht für Anke geschrieben wurde, und der einzige, der nicht witzig ist.

7. DIE MODERATORIN

Anke Engelke ist 38 Jahre alt und seit 1979 im Geschäft. Eine Late-Night-Show zu moderieren ist neu für sie, aber kein Grund, dort weiterzumachen, wo sie vor 26 Jahren angefangen hat (ZDF-Ferienprogramm). Schließlich sehen die Leute sie nicht gern, weil sie so jugendlich ist, sondern weil sie es nicht mehr ist. Sie kann also durchaus mal etwas ernster sein, sich von ihren Gags distanzieren, sich emanzipieren. Muss sie denn alle Witze witzig finden? Müssen die überhaupt witzig sein? Wichtig ist doch, dass etwas Witziges daraus entsteht. Und diese Mitleid erregende Jagd nach Lachern muss aufhören!

8. DAS TEAM

Wer für Anke arbeitet, ist egal, solange er für Anke arbeitet.

9. ERBE & ERBSCHAFT

Eine der wenigen Errungenschaften des ehemaligen TV-Entertainers Harald Schmidt besteht darin, dass er in seiner Sendung die Grenzen dessen, was Fernsehen ist, erweitert hat. Insofern sollte Anke einfach da weiter machen, wo Schmidt aufgehört hat, und nicht da anfangen, wo er angefangen hat. Also, Anke: schön ausprobieren, improvisieren, experimentieren! Aber, Obacht: Harald Schmidt war Feuilleton, und er kam vom Kabarett. Komikerin Anke hingegen funktioniert eher wie die Vermischte Seite in der Zeitung. Sie ist nicht der lässige, abgeklärte Oberlehrer, sondern die beliebte Klassensprecherin.

10. DIE NACKTSZENEN

Welche Nacktszenen?