Radikale rügen Abbas’ US-Reise

Dschihad und Hamas kritisieren, dass Premier trotz Arafat-Blockade ins Ausland fährt

RAMALLAH/GAZA dpa/ap ■ Die radikalen Palästinensergruppen Hamas und Islamischer Dschihad haben den gemäßigten Ministerpräsidenten Mahmud Abbas gestern wegen seiner geplanten Reise in die USA scharf kritisiert. Die Organisationen bemängelten, dass Abbas am nächsten Freitag mit US-Präsident George Bush zusammentreffen wolle, obwohl Israel die Blockade vonPalästinenserpräsident Jassir Arafat noch nicht aufgehoben habe. Bisher hatte sich Abbas geweigert, ins Ausland zu reisen, solange die Reisebeschränkungen für Arafat gelten. Diese Haltung hat Abbas nun revidiert. Finanzminister Salam Fajad und Sicherheitschef Mohammed Dahlan begleiten ihn in die USA.

Informationsminister Nabil Amer sagte dazu, Abbas werde bei seinem Besuch in Washington insbesondere die Häftlingsfrage sowie die gut anderthalb Jahren dauernde Blockade Arafats in Ramallah ansprechen. Hamas und Dschihad warnten den Premier, sich auf US-Druck zu Aktionen gegen ihre Gruppen bereit zu erklären. Das führende Hamas-Mitglied Abdel Asis Rantisi betonte, Abbas dürfe die US-Forderung nach Zerschlagung der Hamas nicht akzeptieren. Dschihad-Führer Mohammed al-Hindi sagte, jegliche Hilfszahlungen der USA würden als „Bestechung zur Beendigung der Intifada“ betrachtet.

Führer der Al-Aksa-Brigaden riefen Arafat gestern dazu auf, die Regierung Abbas zu entlassen und die Sicherheitszusammenarbeit mit Israel zu beenden. Al-Aksa reagierte damit auf eine Razzia der israelischen Armee in Nablus, bei der in der Nacht zu Mittwoch drei ihrer Mitglieder festgenommen wurden. Die Al-Aksa-Brigaden, die die Waffenruhe mit Israel ablehnen, verurteilten Sicherheitschef Dahlan für seine Zusammenarbeit mit „den zionistischen Generälen“.