Kein Gift im Antidrogenkampf

Jahrzehntelang hat die kolumbianische Regierung Pflanzengifte zur Bekämpfungdes Drogenanbaus verwendet. Ein Gericht hat diese Praxis nun verboten

BOGOTA ips ■ Wegen „möglicher Gesundheitsrisiken“ hat ein kolumbianisches Gericht im Department Cundinamarca den Einsatz von Pflanzengiften verboten, die bisher gegen den illegalen Drogenanbau eingesetzt wurden. Die Regierung von Staatspräsident Alvaro Uribe will aber an der Bekämpfung des Drogenanbaus mit Herbiziden festhalten und hat Widerspruch eingelegt.

Mit Unterstützung der USA setzt Kolumbien seit 1978 systematisch Pflanzengifte zur „Ausräucherung“ der Drogenfelder mit illegalen Coca-, Mohn- und Marihuanapflanzen ein. Dabei werden verschiedene Produkte, wie zum Beispiel Paraquat, Tebuthiron und zuletzt Glyphosat verwendet.

Angefangen hatte der Rechtsstreit mit einer Klage von Bürgern gegen das Umweltministerium und die nationale Drogenaufsicht DNE. Das Recht auf eine saubere Umwelt und gesundheitliche Unversehrtheit müsse Vorrang vor der Drogenbekämpfung haben, heißt es in ihrer Begründung. In das Verfahren hatten die Richter mehr als zwanzig wissenschaftliche Untersuchungen einbezogen. Außerdem berief sich das Gericht auf Informationen der Weltgesundheitsorganisation (WHO), nach denen einige Inhaltsstoffe von Glyphosat im Tierversuch Krebs erregend waren.

Bei der nationalen Beschwerdestelle gingen im Jahr 2002 rund 6.500 Protestbriefe von Gemeinden ein, in denen über Gesundheitsprobleme und Ernteschäden geklagt wurde. „Mit dem Glyphosatregen sterben die Coca-Pflanzen, aber auch unsere Hühner, unsere Kakao- und Bananenpflanzungen und andere Produkte, die wir für unsere Ernährung benötigen“, so Clemenica Tolosa, die Vorsitzende eines Gemeinderates im Süden Kolumbiens.