Papst-Tritt ins Fettnäpfchen

betr.: „Rehabilitierung: Papst in der Kritik“, taz vom 26. 1. 09

Es ist kein Zufall, dass auf die Wiedereinführung der lateinischen Messe posthum die Aufhebung der Exkommunikation von vier Bischöfen der Priesterbruderschaft St. Pius X. folgt. Doch Lefebvre-Bischof Richard Williamson, der die Existenz von Nazi-Gaskammern und des Holocaust an den Juden leugnet, verdient es einfach nicht, von Papst Benedikt XVI. dafür auch noch mit der Aufhebung der Exkommunikation belohnt zu werden, weil er aufgrund dieser menschenverachtenden Äußerungen in meinen Augen stattdessen vor ein internationales Tribunal gehört. Benedikt XVI. ist damit nach seiner berühmten Regensburger Rede ein zweites Mal in ein überaus fatales Fettnäpfchen getreten. Eine mögliche Reise eines deutschen Papstes nach Israel könnte zu einem „Gang nach Canossa“ werden.

Mit der Aufhebung der vier Exkommunikationen haben sich in der katholischen Kirche endgültig die gegenreformatorischen Kräfte durchgesetzt, die das II. Vatikanische Konzil (1962–65) gerne ungeschehen machen wollen und dafür lieber die Annäherung an die Priesterbruderschaft St. Pius X. suchen, welche die Hl. Messe in der jeweiligen Volkssprache, die Religionsfreiheit, die Ideale der Französischen Revolution, die Kollegialität der Bischöfe, die Demokratie bzw. den ökumenischen und den interreligiösen Dialog – besonders mit den Juden – grundsätzlich ablehnen. Deshalb erübrigt sich die Frage, wann es zur längst überfälligen Aufhebung der Exkommunikation Martin Luthers (1483–1546) und zur Wiedervereinigung aller christlichen Kirchen kommen wird.

ROLAND KLOSE, Bad Fredeburg