Internationalität muss leider draußen bleiben

Die „Fête de la Musique“ soll für alle da sein. Der „Umsonst und draußen“-Charakter wird vom Land noch mitfinanziert – mit 22.500 Euro. Doch für den angestrebten Austausch mit Musikern aus anderen Städten und Ländern fehlt das Geld

Heute beginnt der Sommer – zumindest nach dem Kalender. Ohne Rücksicht auf das Wetter findet am 21. Juni auch die „Fête de la Musique“ statt. In Berlin gibt es das Umsonst-und-draußen-Festival seit 1995. Die Idee ist schon älter: 1982 feierte Paris zum ersten Mal den längsten Tag im Jahr mit einem Musikfestival. Von dort hat sich die „Fête“ in über 100 Länder, von Vietnam bis Botswana, ausgebreitet. Damit der Charakter der Veranstaltung in allen teilnehmenden Städten und Gemeinden gleich bleibt, gibt es ein „Generell Agreement“, das ein paar Spielregeln festlegt.

Die Veranstaltungen müssen frei zugänglich sein. Das heißt, Eintritt ist verboten, die Gastwirte, die eine Bühne aufstellen, müssen ihre Kosten durch Sponsoring und Getränkeverkauf wieder reinkriegen. Auch die Künstler werden verpflichtet, ohne Gagen aufzutreten. Bands finden sich dennoch reichlich, denn ein großes Publikum ist vielen Lohn genug. Zudem sind gerade in Berlin viele Bands kleine bis keine Gagen gewohnt.

Auch dem Prinzip, an ungewöhnlichen Orten unter freiem Himmel zu feiern, konnte man bisher gerecht werden. Der besondere Charakter des Festes kommt vor allem durch die vielen Open-Air-Bühnen in Parks und auf den Straßen zustande. Zudem haben Musiker dank einer Ausnahmegenehmigung die Möglichkeit, auf allen Plätzen und Straßen ohne Anmeldung zu spielen – allerdings nur ohne elektrische Verstärkung.

So weit, so gut, doch der letzte Punkt der Fête-de-la-Musique-Prinzipien bereitet der Veranstalterin Simone Hofmann von der Fête Company Probleme. Denn die Veranstaltung soll der „Pflege von internationaler Zusammenarbeit“ dienen. Konkret bedeutet dies, dass Bands ausgetauscht werden, um ihre Musik auf einer anderen Fête de la Musique zu präsentieren. Berlin konnte sich nur bis 2001 am kulturellen Austausch beteiligen. Wegen der klammen Haushaltskassen stehen momentan und wohl auch in Zukunft für solche Projekte keine Gelder mehr zur Verfügung. Anfragen von bisherigen Austauschpartnern in Frankreich oder der Türkei muss Hofmann jetzt eine Absage erteilen. Sie kann die Reisekosten der Berliner Bands oder die Aufnahme von Musikern aus anderen Ländern nicht mehr bezahlen.

Das Berliner Programm wird dagegen vom Land weiterhin mitfinanziert. 22.500 Euro aus dem Landeshaushalt unterstützen die Fête Company bei Organisation und Werbung. Laut Manfred Fischer von der Senatskulturverwaltung ist das Geld gut angelegt. Denn „so ein reiches Programm, gibt es sonst nicht so billig“. Es sei Wunsch der Stadt, das Festival weiterhin zu unterstützen.

Ohne die Beteiligung der öffentlichen Hand wäre die Fête de la Musique auch gar nicht zu realisieren. Damit es auch bei noch knapperen Kassen weiterhin eine Förderung gibt, wird auf der Webseite des Festivals schon mal die Meinung der Bevölkerung abgefragt. Hier sind die Mehrheiten klar verteilt: Drei Viertel der Befragten wollen, dass die Fête weiterhin mit öffentlichen Geldern unterstützt wird.

VERENA HEYDENREICH