was macht eigentlich... … Gerhard Seyfried?
: Sagt „Grüezi, Berlin“

Zwölf Monate Schweiz waren für ihn einfach genug. Zwölf Monate Sauberkeit und gute Luft, zwölf Monate halb Wiese halb Schnee, zwölf Monate tagtäglich „Grüezi“, hohe Berge und teures Geld, zwölf Monate Idylle und Solothurn. Da muss man doch irre werden, hat sich der Zeichner Gerhard Seyfried jetzt gesagt und Schluss gemacht mit der Alpenfestung. Er kehrt nach Berlin zurück – in die Heimat. Ob mal ein Comic aus der Schweizer Zeit wird – so etwas wie „Schwarze Konten auf der Alm“ mit Kühen im Genfer Bankeranthrazit – wissen wir nicht. Sicher dagegen ist, ab jetzt dürfen sich wieder die Berliner Bullen, Pardon, Polizisten oder andere Originale aus dem Spreebiotop auf Widerspiegelung gefasst machen.

Dabei war Seyfried, der Erfinder der „Freakadellen und Bulletten“, der Romanautor und politische Karikaturist, vor einem Jahr im Zorn geschieden mit der Stadt und frustriert aus Berlin abgereist, weil, nicht mehr alles so lustig-saublöd geblieben war wie in den Berlin-Cartoons der 70er und 80er. Kreuzberg, heulte Seyfried, sei nach dem Fall der Mauer „zugeschissen“ worden von Autos und „von Dreck“. Der ganze Kiez sei „rein türkisch“ geworden. Wie eine seiner Comicfiguren plapperte er: „Ich fühle mich hier nicht mehr zu Hause.“

Die Schweiz, hat Seyfried nun gemerkt, war also nicht besser als das siffige Berlin, nur 13 Meter über dem Meeresspiegel. Aber statt hämisch zu maulen über den verlorenen Sohn, zeigen wir uns weltstädtisch, liberal, offen zu dem kreativen Szenesohn und rufen preußisch „Krützi“. ROLA

FOTO: BEHLING/EICHBORN