KATHOLISCHE UND EVANGELISCHE KIRCHE PASSEN NICHT ZUSAMMEN
: Klüngel trifft Offenheit

Protestanten und Katholiken passen einfach nicht zueinander. Das hat der Katholikentag in Ulm wieder einmal gezeigt. Nein, es geht nicht um theologische Spitzfindigkeiten. Mit der Ablehnung des gemeinsamen Abendmahls durch die katholische Kirche ist es wie mit der Ablehnung der Frauenordination oder mit dem Festhalten am Zwangszölibat: Bestenfalls kann man theologisch darüber streiten. Doch wirklich schwer wiegende Gründe für eine derart einschneidende Trennung der Christenheit gibt es nicht.

Deshalb geht es bei diesen Themen nicht hauptsächlich um Theologie, sondern um Machtpolitik und Einfluss innerhalb der Kirchen und zwischen den Konfessionen. Auch das wäre legitim, würde es offen diskutiert. Das ist aber gerade bei den Katholiken nicht der Fall. Sie erklären sich selbst als einzige wirkliche Kirche.

Die Gläubigen kennen das: „Rom ist weit“ ist kein unbekanntes Wort in der katholischen Kirche. Wegducken und weitermachen, heißt oft die Devise. Und wenn Verstöße nicht an die große Glocke gehängt werden, wird oft ein Auge zugedrückt. Protestanten haben mit dieser katholischen Art so ihre Probleme. Sie vertreten eine Kultur des Wortes, der klaren Grundsätze und des „Hier stehe ich und kann nicht anders“. Deswegen schätzen Katholiken und Protestanten die Fortschritte bei der Ökumene in Deutschland so verschieden ein. Gar nicht schlecht, sagen die Katholiken. Ein Desaster, meinen die Protestanten.

Das Problem: Die katholische Kirche fordert bei anderen demokratische Strukturen, aber verhindert selbst eine offene Kirche, die Wahl der Bischöfe durch die Gläubigen, Transparenz in Finanzdingen und eine Gerichtsbarkeit, in der nicht der Papst zugleich Richter und Ankläger ist. Dass die wesentlich demokratischer verfasste evangelische Kirche mit so einem undurchschaubaren Apparat ihre Probleme hat, ist verständlich. Ob sie mit einem solchen vordemokratischen System eng liiert sein will, muss sie selbst wissen. Aber in einer engen Beziehung sollten beide Partner zumindest die gleiche Sprache sprechen. BERNHARD PÖTTER