Ruhrstadt der Wissenschaft

Bochum, Dortmund, Essen und Duisburg wollen sich als ‚Stadt der Wissenschaft‘ bewerben. Doch die Organisatoren des neuen Wettbewerbs schließen Bewerbungen von Regionen aus

VON CHRISTOPH SCHURIAN

Das Ruhrgebiet will „Stadt der Wissenschaft 2007“ werden. „Dortmund, Bochum, Essen und Mülheim werden sich als Stadt der Wissenschaft 2007 bewerben“, verkündete gestern Bochums Oberbürgermeister Ernst-Otto Stüber (SPD) bei einer Sitzung mit dem Dortmunder Amtskollegen. Auch Dortmunds OB Gerhard Langemeyer (SPD) bestätigte den neuen Wettbewerbsgedanken: „Dazu tagt eine Arbeitsgruppe unter Leitung von Professor Kinne vom Dortmunder Max-Planck-Institut.“ Und Kinne sagt: „Wir haben uns zunächst mit den Rektoren der drei großen Revier-Universitäten zusammen gesetzt und dann einen Arbeitskreis gebildet“. Der Epithelpysiologe hatte auch die Einzelbewerbung Dortmunds geleitet, die im Frühjahr nur knapp den Bewerbern aus Bremen und Tübingen unterlag.

Die vom „Stifterverband der Wissenschaft“ mit Sitz in Essen ausgelobte Auszeichnung in Höhe von 125.000 Euro erhält 2005 als erste Stadt Bremen samt Bremerhafen. Eine Revierbewerbung für den Titel 2007 muss Ende kommenden Jahres abgegeben werden. Doch schon jetzt droht der harmonischen Wissensgesellschaft an der Ruhr Ungemach.

Denn ausgerechnet der „Stifterverband der Wissenschaft“ ist von der regionalen Bewerbung wenig angetan. „Stadtverbindungen sind nicht zugelassen“, sagt Stifterverbands-Sprecherin Angela Lindner. Das Interesse der vier Städte an dem Wettbewerb sei ja ganz toll, aber man müsse eben aufpassen, dass solch ein Wettbewerb nicht verwässert wird: „Es geht ausdrücklich darum, Städte auszuzeichnen, die Wissenschaft zum Kern ihrer Stadtentwicklung machen“, so Lindner. Die jeweiligen Stadtoberen sollten sich zur Wissenschaft bekennen. Und der Bremer Bürgermeister Henning Scherf habe das eben sehr glaubhaft vermitteln können.

Auch weil die Stiftung in Essen ihren Standort habe, sei das Thema einer möglichen Ruhrgebietsbewerbung intensiv diskutiert worden: „Doch wir wollen den Sonderfall Ruhrgebiet nicht zum Maßstab machen – es gibt ja auch nur eine Kulturhauptstadt“, meint Lindner.

Noch hoffen die Ruhr-Organisatoren auf ein Umdenken beim Stifterverband. Bochums Kulturdezernent Hans-Georg Küppers setzt darauf, dass sich bis Oktober 2005 an den Bewerbungskriterien noch etwas ändern wird: „Wir wollen ähnlich wie bei der Kulturhauptstadtbewerbung des Ruhrgebiets unsere Stärken und Schwerpunkte heraus stellen.“ Sollte aber nur eine Stadt antreten dürfen, dann wird stellvertretend eine Stadt ins Rennen geschickt, so der Bewerbungskoordinator der Kulturhauptstadtbewerbung.

Der Bochumer Hochschulbeauftragte Wilhelm Heckmann mag den Aussagen des Stifterverbandes noch nicht recht glauben: „Mein aktueller Stand ist, dass sich auch regionale Institutionen und Zusammenhänge bewerben dürfen“. Doch auch er bleibt gelassen: „Sollte das mit den Städten nicht gehen, werden wir eben Pinnchen ziehen!“, schlägt der städtische Beamte vor. „Die Frage der Federführung werden wir zu gegebener Zeit klären“, meint auch die Referentin des Dortmunder OB, Mechthild Heikenfeld: „Wir sind ganz optimistisch.“

Der Revier-Arbeitskreis tritt wieder im Juli zusammen. Kinne setzt dabei nicht auf eine Stadt, sondern auf viel mehr Kooperation: „Wir werden niemanden ausschließen“.