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bestellter vandalismusBevern darf nicht sterben

„Jeder Ort“, protestiert’s noch auf der Homepage der Gemeinde Bevern im Kreis Holzminden, „hat seine Reize.“ Das trotzige Aufbegehren wird nichts nützen. Am kommenden Wochenende sammeln sich die Vandalen vor dem berühmten Schloss, das als ein Prunkstück der Weserrenaissance gegolten hatte. In Bevern selbst ist man sich des Ernstes der Situation bewusst. Die Samtgemeinde ist umgeben von den Ausläufern des Nordsollings, den Höhenzügen des Voglers. Im Westen versperrt die Weser alle Fluchtwege. Die von langer Hand vorbereitete Strafaktion ist offenbar von höchster Stelle abgesegnet: Ausgerechnet der gemeinhin so salbungsvoll auftretende Bundespräsident Johannes Rau habe die Schirmherrschaft übernommen, heißt es. Und obendrein den Schulterschluss mit seinem polnischen Amtsbruder Aleksander Kwasniewski gesucht. Zynisch: Das Ganze firmiert unter dem Deckmantel der Kultur. Es gilt als Ausstellung, und zwar „die größte deutsch-polnische“ wie dpa übermittelt, „seit dem Zweiten Weltkrieg“. Nur warum? Was ist Beverns Verbrechen? Zugegeben, der Kreis Holzminden kommt in allen relevanten demografischen Fragen über mittlere Werte nicht hinaus. Aber darf das ein Grund sein, eine Ortschaft auszuradieren? Jedenfalls nicht mit so gewollt archaischen Mitteln: Ohne Panzer, schreibt Tacitus, ein Kenner der Materie, kämpfen die Germanen, nur mit Lanzen und dürftigen Kurzspeeren. Das wird die Tortur über jedes vernünftige Maß hinaus verlängern. Nicht verwundern kann vor diesem Hintergrund, dass die Medien keinerlei Notiz vom Wirken der örtlichen BürgerInneninitiative nehmen. „Wir existieren für die gar nicht“, so ihr Gründer Luis Meister. Die taz nord hingegen schließt sich dem flammenden Appell an. „Bevern“, so lautet die eindringliche Botschaft, „darf nicht sterben.“ Zumindest nicht so langsam. bes

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