Traum und Zeit

Am Wochenende wird der Duisburger Landschaftspark Nord zum Zentrum für Jazz und Weltmusik

Wenn es um alte Fabrikhallen geht, gerät NRWs Kulturlibero Michael Vesper ins Schwärmen. Vor allem solche Hallen hat sich der Minister ans Herz geheftet, die nicht mehr Schwerindustrie beheimaten, sondern Kunst.

Im Grußwort zum Duisburger Festival „Traumzeit“ bejubelt Vesper mal nicht nur die Bochumer Jahrhunderthalle, die „Kathedrale“ des Aushänge-Festivals RuhrTriennale, sondern alle „aufpolierten Stätten unserer Industriekultur“. Und warum? Natürlich wegen ihres „ungewöhnlichen Charmes“. Ein Charme, den sich auch die „Traumzeit“ zu Eigen macht: Am Wochenende werden im schönen Landschaftspark Nord Legierungen aus den besten Edelmusiken gegossen, die derzeit importierbar sind. Dabei gehört es zum Konzept, dass das Festival Grenzen überschreitet – und zwar nicht bloß räumliche, indem alte Fabriken wie die Kraftzentrale oder die ehemalige Gießhalle belebt werden. Auch in künstlerischer Hinsicht will sich Festival-Leiter Wilfried Schaus-Sahm nicht auf einzelne Genres beschränken. Zwar sind Jazz und Weltmusik immer noch dominant, doch vor allem die Vorliebe für populäre Musik wächst stetig an. So hätte heute eigentlich das französische Pop-Duo Air den Himmel über Duisburg mit zarten Elektro-Wölkchen garnieren sollen. Doch die Herren Godin und Dunckel sagten ihr Gastspiel kurzerhand ab – ein dänisches Open-Air-Spektakel ist ihnen offenbar wichtiger als ein Auftritt in Duisburg, Allemagne. Doch das tut der Traumzeit nicht wirklich weh: Schließlich tummeln sich hier drei Tage lang tonangebende Größen, darunter der mehrfach gekrönte Jazz-Komponist Django Bates, der am Samstag auf die Duisburger Philharmoniker und die Pianistin Johanna McGregor trifft. Dieses exklusive, vom WDR live übertragene Konzert markiert einen Höhepunkt des Musikfestivals. ROS

Traumzeit, 25. bis 27. Juni 2004Landschaftspark Duisburg-NordInfos: 0203-2854422