Kids im Konsumdschungel

Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen will Kinder von teuren Handy-Chats und Internet-Dialern abhalten

DÜSSELDORF taz ■ Von den Eltern das erste Vertragshandy bekommen, und nach zwei Monaten stehen tausend Euro auf der Rechnung. „Das haben wir schon mehrfach in unseren Beratungsstellen gehört“, sagt Heiko Wichelhaus von der Verbraucherzentrale NRW. Die Handys seien unberechenbar, meist wisse man erst hinterher, was es gekostet habe. „Früher waren es die 0190-Nummern, heute sind es Premium-SMS.“ Um sich Logos oder Klingeltöne zu besorgen, müsse meist eine Premium-SMS verschickt werden, die das Zehnfache einer normalen koste. Genauso unberechenbar seien kostenpflichtige Dialer im Internet: Zwar sei es verboten, Kinder zum Einwählen zu bewegen. „Aber dann schreiben sie einfach hin: Ab 18, obwohl sie Ausmalvorlagen anbieten, die eindeutig nur Kinder interessieren.“ Rechtlich seien die Anbieter leider schwer zu packen.

Die Verbraucherzentrale betreibt nun eine eigene Homepage für Kinder und Jugendliche (www.checked4you.de): „Wir stellen bei Jugendlichen einen hohen Konsumdruck fest, den die Werbung bewusst und aggressiv schürt“, so Wichelhaus. Und es gebe eine hohe Bereitschaft, schon als Minderjähriger Schulden bei Eltern oder Freunden zu machen.

Auf der Homepage gibt es auch Tipps zu Nebenjobs, Billigreisen oder Verhütungsmethoden. „Es gab eine große Beteiligung im Forum zum Thema Schuluniformen“, so Wichelhaus „wo wir einiges über den Konsumdruck bei Markenkleidung erfuhren.“ Kinder, die ihr Handy verloren haben, hätten geschrieben: „Wie soll mein Leben nur weitergehen?“

Auch der Jugendhilfeausschuss im Düsseldorfer Stadtrat will jetzt handeln: Ein Präventionskonzept soll her. „Wir wollen an die Einsicht von Instituten und Kaufhäusern appellieren“, sagt der Leiter des Jugendamtes Johannes Horn. Hildegard Kempkes (CDU), deren Ratsfraktion den Auftrag an den Ausschuss gegeben hat, geht weiter: „Mit Appellen erreichen Sie nichts bei Industrie und Kindern. Die Lehrer müssen auf die Kinder einwirken, wir wollen bei der Bewusstseinsbildung einsetzen.“

Und die nordrhein-westfälische Verbraucherzentrale will dabei unterstützen: Ihre Mitarbeiter gehen an die Schulen oder in die Klassen, besuchen eine der Beratungsstellen. Doch die Flut von neuen Angeboten, die auf Jugendliche einstürmen, vergleicht Wichelhaus mit einer Hydra: „Kaum bekämpft man das eine, wächst schon wieder etwas nach.“

CHRISTIAN VATTER