Beinahe Rock‘n‘Roll: „NoMeansNo“ in der Fabrik
: Es war einmal im Jugendzentrum

NoMeansNo tragen den Keim des Widerspruchs schon im Namen: no means no. Das ist ganz einfach: nein heißt nein. Punkt. Wer auf Punk und ein bisschen Krach steht und über 30 ist, für den ist ein NoMeansNo-Konzert eigentlich immer eine Option: ein bisschen die Uhr zurückzudrehen, sich zurückzuschleudern in kleine, stickige Jugendzentren (oft JUZ oder Juze genannt, dahinter nur noch der Name der jeweiligen Stadt), wo man in den 80er Jahren herumstand, nein, nicht pogotanzend, aber jugendlich einsaugend, immerhin dabei.

Hardcore war damals ein Zauberwort. Ein Schlüssel vielleicht für ein anderes Leben, für eine durch und durch konsequente, aufrichtige Haltung. Die Musik musste nicht schön sein. Weil sie hart und tumultös war, blieb man in Bewegung. Weil sie sich verweigerte, wurde sie zum Symbol.

NoMeansNo im Jahr 2004 wiederzusehen könnte somit ziemlich nostalgisch werden, beinahe idyllisch vielleicht – und deshalb auch wieder total Pop. Aber genauer betrachtet waren die Kanadier ohnehin nie im klassischen Sinn Hardcore: Zuwenig Pathos, zuwenig Black Flag, zuwenig Politik, zuwenig Bad Religion, dafür viel Humor, viel Ramones und beinahe Rock‘n‘Roll.

Und ein bisschen Kunst: Die Band um die Brüder Wright lieferten in schöner Regelmäßigkeit den hektischen Soundtrack zum Dance Of The Headless Bourgeoisie, wie sie ein Album aus dem Jahr 1998 genannt haben – erschienen auf ihrem Label Alternative Tentacles. Ziemlich verschnörkelter, freigeistiger Punkrock, der sich nicht scheut, es auch mal mit einem Coverstück von Miles Davis zu versuchen.

Jetzt sind NoMeansNo in der Fabrik zu sehen, gemeinsam mit Alice Donut, The Ex, DJ Urin.P und Error Page 404. Mit dabei haben sie ihr neues Album The People‘s Choice – eine Bandgeschichte aus einem Vierteljahrhundert, die im Jahr 1980 mit der Splitsingle Look Here Come The Wormies angefangen hatte, 1992 mit Why Do They Call Me Mr. Happy einen Höhepunkt erlebte und heute immer noch nicht zu Ende ist. Dazwischen liegen unzählige Hardcore-Alben und Seitenprojekte wie die großartigen Hanson Brothers – eine Art Ramones-Coverband, die auch gerne mal in Eishockeyklamotten auf die Bühne steigt. Marc Peschke

Samstag, 21 Uhr, Fabrik