Zeit für Solarwärme

Eine sechs Quadratmeter große thermische Solaranlage kann den Warmwasserbedarf eines Vier-Personen-Haushalts im Jahresdurchschnitt zu 60 Prozent decken. Das spart 300 Liter Heizöl jährlich

VON ANDREAS LOHSE

Der Markt für Solartechnik wächst. Allein im vergangenen Jahr wurden in Deutschland rund 750.000 Quadratmeter Kollektorfläche installiert, weiß man bei der Unternehmensvereinigung Solarwirtschaft (UVS). Mit Solarkollektoren wird Wasser erwärmt, nicht zu verwechseln mit Solarmodulen, die der Stromgewinnung mittels Photovoltaik dienen.

Für das laufende Jahr rechnet die UVS mit 100.000 neuen solarthermischen Anlagen. Damit dürfte in Deutschland erstmals die Marke von einer Million Quadratmeter neu installierter Kollektorfläche überschritten werden. Halte die Nachfrage an, wären Endes dieses Jahres „insgesamt 730.000 Solarwärmeanlagen zur umweltfreundlichen Nutzung des Wassers zum Duschen, Baden und teilweise auch zur Unterstützung der Raumheizung“ in Betrieb, so UVS-Geschäftsführer Carsten Körnig. Mit einer fachmännisch geplanten, etwa sechs Quadratmeter großen Anlage kann immerhin der Warmwasserbedarf eines Vier-Personen-Haushalts im Jahresdurchschnitt zu 60 Prozent gedeckt werden. Das spare über 300 Liter Heizöl jährlich.

Technisch ist es kein Problem, die Sonnenwärme auf dem Dach zu sammeln und sie mittels eines geschlossenen Kreislaufs bis in einen Warmwasserspeicher im Keller zu transportieren. Als „Wärmefalle“ dient der Kollektor. Das Sonnenlicht durchdringt dabei eine Glasscheibe und fällt auf den Absorber. Die Glasscheibe verhindert, dass die Wärme an die Umgebung abgegeben wird.

Im Absorber liegen gut gedämmte Rohrleitungen, in denen ein Mix aus Wasser und Frostschutzmittel zirkuliert. Das Gemisch fließt durch den Absorber, nimmt dort die Solarwärme auf, transportiert sie in den Speicher und gibt sie über einen Wärmeübertrager an das Wasser ab. Das abgekühlte Gemisch wird zurück zum Kollektor gepumpt, und der Kreislauf beginnt von neuem. Ist die Sonnenkraft nicht stark genug, springt die konventionelle Heizung an und bringt das Speicherwasser auf die zuvor eingestellte Temperatur. Die Zirkulationspumpe springt dann an, wenn ein Temperaturfühler signalisiert, dass die Temperatur am Kollektor um einige Grad höher ist als unten im Speicher.

Den höchsten Ertrag erzielt die Anlage, wenn die Dachfläche nach Süden ausgerichtet und das Dach zwischen 25 und 60 Grad geneigt ist. Abweichungen über 40 Grad nach Osten und über 50 Grad nach Westen verringern den Ertrag um etwa fünf Prozent. Die „Stiftung Warentest“ rät Bauherren hinsichtlich der Dimensionierung zu sehr genauer Planung. Man müsse überlegen, welchen Warmwasserkomfort man tatsächlich brauche. Denn einerseits garantiere eine große Warmwassermenge im Speicher, dass am Familienbadetag auch der letzte Warmduscher keinen Kälteschock bekomme. Andererseits erhöhten sich die Wärmeverluste im Speicher, je mehr Warmwasser ständig in Reserve stehe, das aber nur sehr selten gebraucht wird – und damit die Kosten, wenn im Winter die Heizung öfter anspringen muss.

Beim Einbau des Kollektors muss der Handwerker die Heizung kurzzeitig stilllegen. Deshalb werden solarthermische Anlagen vorzugsweise in den Sommermonaten installiert. „Die Erstinstallation aller Kollektortypen wird vom Bundesamt für Wirtschaft (Bafa) mit 110 Euro pro angefangenem Quadratmeter bezuschusst“, heißt es bei „Initiative Solarwärme Plus“. Sie wurde zur Vermarktung von thermischen Solaranlagen durch Industrie, Handwerk und Politik ins Leben gerufen. Für die Fläche über 200 Quadratmeter hinaus gibt es noch 60 Euro pro Quadratmeter. Wer eine bestehende Anlage erweitert, kann ebenfalls mit 60 Euro pro Quadratmeter neuer Kollektorfläche rechnen.

Seit Juni müssen die geförderten Kollektoren den Qualitätsstandards des Umweltzeichens „Blauer Engel“ entsprechen, was die Hersteller gegenüber dem Bafa nachweisen müssen. Wer zur Finanzierung der Anlage ein Darlehen benötigt, kann dafür zinsverbilligte Kredite aus dem CO2-Minderungsprogramm der bundeseigenen KfW-Bankengruppe in Anspruch nehmen. Installiert man eine Solaranlage und tauscht gleichzeitig noch seinen alten Heizkessel gegen eine Brennwertheizung aus, gibt es Zugriff auf einen nochmals vergünstigten Kredit aus dem CO2-Gebäudesanierungsprogramm. Der Antrag läuft über die Hausbank. Förderung gewähren auch manche Bundesländer, entweder als Zuschuss oder zinsgünstiges Darlehen. Regional kann es ebenfalls finanzielle Unterstützung geben.

www.solarfoerderung.dewww.energiefoerderung.dewww.solarwärme-plus.infoTel. (0 18 02) 00 08 70