Gen in Berufung: Greenpeace klagt weiter

Umweltschützer wollen weiter über Gen-Futter bei Müller informieren. FDP: Kampagne führt Verbraucher in die Irre

KÖLN taz ■ Das Urteil des Kölner Landgerichts lässt Greenpeace kalt. Am Mittwoch hatten die Richter entschieden, die Umweltschützer würden Behauptungen aufstellen, die „wissenschaftlicher Kenntnis zuwiderlaufen“ und somit „evident falsch“ seien. Deshalb darf Greenpeace die Produkte des bayerischen Molkerei-Riesen Müller nicht mehr als „Gen-Milch“ bezeichnen. Die Umweltschützer wollen nun in Berufung gehen.

„Wir respektieren zwar das Urteil“, sagte Greenpeace-Sprecherin Ulrike Brendel gestern zur taz. Trotzdem wolle sich ihre Organisation dagegen wehren. Zunächst werde Greenpeace besagte Slogans in den Müller-Kampagnen streichen – was allerdings nicht bedeute, dass sie jetzt aufhörten, über Gen-Technik in Müllers Futtertrögen zu informieren: „Uns geht es nicht um Formulierungen oder Slogans“, sagte Brendel, „sondern darum, dass Müller gentechnisch verändertes Futter verwendet.“ Darüber müsse der Verbraucher in Kenntnis gesetzt werden.

Ob sich die Verfütterung solcher Pflanzen negativ auf die Gesundheit des Menschen auswirkt, ist bislang nicht erwiesen. Sicher aber sei, betonte Brendel, dass durch Firmen wie Müller der Anbau von Gen-Gewächsen gefördert werde. Das wiederum bedrohe die Natur: Der Einsatz von Pestiziden steige beispielsweise an, auch könnten „Insekten sterben, wenn sie an Gen-Pflanzen nagen“.

Im Düsseldorfer Landtag wird derweil harsche Kritik an der Aktion der Naturschützer laut: Stefan Romberg, ernährungspolitischer Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, bezeichnete die Greenpeace-Aktion als „unredlich“ und als „kalkulierte Irreführung der Verbraucher“. Wer einseitig die Risiken der Gen-Technik betone, deren vielfältige Chancen aber verschweige, handele fahrlässig, so Romberg. Michael Ortmanns von den Grünen findet das sonderbar: So zu argumentieren, sagt der Parteisprecher, sei typisch FDP. Die Chancen, die Romberg in den Genen wähnt, bleiben für die Grünen weiter im Dunkeln. „Wir unterstützen Greenpeace in ihrer Argumentation“, sagt Ortmanns. Vor allem in einem Punkt: Die EU-Kommission müsse endlich beschließen, dass auch Produkte von Tieren, denen Gen-Futter verabreicht wurde, unter die Kennzeichnungspflicht fallen. Das ist bislang nicht so. Zwar hatte die Europäische Union im April ein Gesetz erlassen, das die Kennzeichnungspflicht verschärft – Milch, Eier oder Fleisch fallen bis dato aber nicht darunter. BORIS R. ROSENKRANZ