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Vorgeschmack auf Kalk

Freie Künstler und städtische Bühnen rücken beim Festival „dampf“ den Stadtteil und die Besucher in den Fokus

KÖLN taz ■ So ähnlich wird sie wohl aussehen, die Zukunft der Halle Kalk: sporadische Aufführungen wechselnder Ensembles, ermöglicht durch Patchwork-Finanzierung der öffentlichenHand und engagierter Drittmittelstifter, das Schauspiel allenfalls als Koproduzent.

Einen Vorgeschmack auf die neue Ära rechtsrheinischer Inszenierungspraxis bietet das heute beginnende Festival „dampf“: In Zusammenarbeit mit den städtischen Bühnen hat die Initiative „tanzperformance köln“ zwölf KünstlerInnen und Gruppen aus der europäischen Performanceszene eingeladen, die Halle Kalk zu bedampfen. Denn Dampf, so lehrt es die Physik, ist der Übergang eines Stoffes vom flüssigen in den gasförmigen Zustand, und um Übergänge zwischen Tanz, Performance und Medienkunst geht es in dem Festival. Und auch um eine Spielstätte zwischen städtischer und – nun ja..., freier Nutzung: Denn wie schon beim Stationentheater „Döner-Schaltung“ bilden auch diesmal die Halle und der sie umgebende Stadtteil Kalk einen von mehreren Themenschwerpunkten.

Im Rahmen des interaktiven Fangspiels „Can you see me now?“ soll das Publikum die Mitglieder der britischen Performancegruppe Blast Theory per Online-Befehl durch die umliegenden Straßen scheuchen und so das reale und das virtuelle Kalk reflektieren. Das Ensemble She She Pop macht aus der Halle einen Ballsaal: „Warum tanzt ihr nicht?“ fragt die Company und fordert zum Mittanzen auf.

Ansonsten? Portugiesische, belgische, finnische Performances, Live- und Videoinstallationen (Vorsicht: interaktiv!), François Verrets Produktion zu Musils „Mann ohne Eigenschaften“ und das „dampf lab“ – ein Ort für Experimente und Gespräche rund um das Thema „Neue Möglichkeiten für Tanz und Performance“.

Zwischen allen Aggregatzuständen haben Studierende der Köln International School of Design die „dampf bar“ eingerichtet: Kölner DJs legen auf, und man kann testen, wie gemütlich Wasser ist oder ob Eis zum Anlehnen taugt. Klingt nach erfrischenden Impulsen für die gedämpfte Stimmung in der Kulturszene der Stadt.

HOLGER MÖHLMANN

„dampf“, 26.06.-09.07., Halle Kalk, Neuerburgstraße, Tel. 0221/221-28 400, www.tanzperformance.net

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