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Die Irritierte

Kultursenatorin Karin von Welck auf dem Sonderweg der Janusköpfe

Wenn Ämter janusköpfig sein könnten – das der Kultursenatorin wäre es. Allzu leicht schien es die neue Senatorin Karin von Welck in den ersten Amtswochen zu haben; geradezu gefeiert wurde, dass sie Antrittsbesuche bei den Hamburger Kulturinstitutionen tätigte. Geradezu enthusiastisch reagierte die Szene auf das, was nach zwei desolaten Jahren selbstverständlich schien: Horákovás verbrannte Erde wieder fruchtbar zu pflegen.

Jedoch – die Schonfrist endete jäh: Es dürfe keinen finanziellen Sonderweg für die Kultur geben, sagte die Senatorin, deren Haushalt zwei Prozent des Gesamtetats ausmacht. Rund drei Millionen Euro muss sie 2005/06 einsparen und tut dies mit erwartbar konservativer Handschrift: Museen sollen nicht, Theater kaum und Geschichtswerkstätten gar nicht angetastet werden, Letzteres wohl aus Gründen gründlich vergeigter PR der Vorgängerin. Kultur ist eine freiwillige Leistung, werden sie der 57-Jährigen im Senat gesagt und sie wird es verstanden haben.

Womit die Ethnologie-Professorin wieder zurück auf Los musste: „Mich irritiert, wie gering die Achtung der Hamburger vor ihren Kulturinstitutionen ist“, hatte sie vor 100 Tagen gesagt. Und zu diesem Zeitpunkt noch nicht ihre Senatskollegen gemeint. Petra Schellen

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