Kampf ums Blut an Weser und Hunte

Macht der Blutspendedienst des DRK seinen Standort am Klinikum Mitte dicht? Für Bremer Mediziner geht es um mehr als 30 bedrohte Arbeitsplätze. Schon jetzt sei in punkto Blutversorgung nicht alles Gold, sagen Kritiker

bremen taz ■ In Bremen geht es jetzt ums Blut. Chirurgen fürchten, die Versorgung schwer kranker PatientInnen mit Blutprodukten könnte sich verschlechtern – während die rund 30 Beschäftigten des DRK-Blutspendedienstes, angesiedelt beim Klinikum Mitte, um ihre Arbeitsplätze bangen. Grund ist die Ankündigung der niedersächsischen DRK-Blutspendezentrale in Springe, ihre Blutspendedienste neu zu strukturieren.

Der Bremer Dienst solle „deutlich reduziert oder ganz aufgegeben werden“, hatte der Chef des Klinikums Mitte gGmbH, Walter Bremermann, erfahren. An seine Klinik liefert das DRK nicht nur Blut, es führt dort auch sämtliche mit Transfusionen verbundenen Diagnosen aus. Jetzt wolle das DRK „aus Kostengründen“ umbauen, so Bremermann. Nach jüngsten Gesprächen sei er aber „guter Hoffnung, dass es dazu nicht kommt“. In Springe will sich dazu niemand äußern. Auch in der Bremer Niederlassung hält man eine öffentliche Diskussion für „nicht hilfreich“.

Die öffentliche Diskussion hat dabei längst begonnen. Sie dreht sich vor allem um die Folgen von Privatisierung – und um die Monopolstellung des Deutschen Roten Kreuzes bei der Blutversorgung. „Davor haben wir damals gewarnt“, sagt Lothar Schröder vom Konzernbetriebsrat der Bremer Kliniken. „Aber da hat das DRK noch 36 zusätzliche Arbeitsplätze in Aussicht gestellt – und jetzt soll alles verschwinden.“ Schröder erinnert sich gut an die Debatten im Krankenhausausschuss 1998, als der Verkauf des ehemals städtischen Bluttransfusionsdienstes in der damals städtischen Sankt-Jürgens-Klinik beschlossen wurde. Sogar ein Neubau sei im Gespräch gewesen. Nichts davon kam.

Jetzt geht es um die Rest-Wurst: Das DRK ist vertraglich an Bremen noch bis August 2006 gebunden. Weil die Kündigungsfrist zwei Jahre beträgt, laufen jetzt die Gespräche. Schon sagt der Chef von „Mitte“, auf einige Monate Verhandlung mehr komme es nicht an. Klar sei aber, dass er das DRK nicht nur für Labordienste nutzen will. Er will weiter den ganzen Spendedienst und samt Verwaltung bis zum letzten Kühlgerät. Am DRK als Lieferant gehe ohnehin kein Weg vorbei, zumal die anderen DRK Landeszentralen Gebietssschutz vereinbart haben: Nur Springe darf nach Bremen liefern. „Aber wir sind auch zufrieden“, betont er.

In Medizinerkreisen weiß man unterdessen, dass Oldenburg ein bedrohlicher Wettbewerber ist. Auch hier hat eine Privatisierung das DRK vor Jahren zum Blutlieferanten gemacht – allerdings laufen die Verträge mit dem Standort in der Hunte–stadt noch länger. Schon diese Zeitenfolge, so fürchten viele, sei ungünstig für Bremen als Hauptstandort im Gebiet Weser-Ems. Würde Oldenburg aber zentraler Versorger für die Region, dann könnte das für Patienten im schlimmsten Fall heißen, dass sie für komplizierte Behandlungen mit empfindlichen Blutprodukten direkt dorthin fahren müssten. Für Schwerkranke – Krebs- oder Leukämiepatienten – kein Pappenstiel, sagen Ärzte.

Von ihnen kritisieren jetzt schon manche, dass die Versorgung mit Blutprodukten durchaus Mängel zeige – irritierender Weise nicht nur bei seltenen Präparaten oder Blutkonserven. Das Klinikum Links der Weser (LdW), bekannt für seine Herzchirurgie und nach „Mitte“ zweitgrößter bremischer Blutabnehmer, hat sich in Springe bereits beschwert. „Als Bremen noch einen eigenen Blutspendedienst hatte, gab es keine Probleme“, sagt Eberhard Gurr, Leiter des LdW-Labors. „Dass es eine Monopolbildung gibt, ist einfach nicht wünschenswert.“ Kritische Töne kommen auch aus dem Sankt Joseph Stift. Blutmangel in den Sommerferien – das gebe es erst seit der großen Privatisierung. Auch sei keine Stadt von der Größe Bremens bekannt, die ohne eigenen Blutspendedienst operiere. ede