Hörprobe
: Geruch von Sonnenöl

Dass der Sommer ein gut gelaunter Freund sei, dem die Mädchen in kurzen Röcken, roten Schuhen und verdammt viel Spaß begegnen, ja quasi um den Hals fallen, das ist bekannt und fast schon eines dieser Klischees, die einem ja auch nur im Sommer einfallen können. Dann, wenn die warme Luft über der Tastatur zum Stehen kommt. Deshalb ist es natürlich auch ganz klar, dass in allen Besprechungen der Musik der All Girl Summer Fun Band zu lesen ist, ihr Sound entspräche ganz und gar ihrem Namen.

Natürlich ist das richtig, aber auch nur irgendwie. Dass die vier Frauen aus Portland gutgelaunte Musik machen, stimmt schon. Nur das machen ja auch die Housemartins, die Ramones, Madonna auf ihrer Like A Virgin-Platte und mindestens die Hälfte aller existierenden Britpop-Bands. Gutgelaunt hat nix zu sagen, rufen wir deshalb der All Girl Summer Fun Band zu. Und haken nach: Was macht Euch zu etwas Besonderem?

Wenn sie es nötig hätten, würden sie dann ein wenig angeberisch antworten: Weil wir uns in der Musikgeschichte so gut auskennen wie John Peel und Thomas Meinecke zusammen und mindestens so guten Girl-Pop machen wie die Ronettes, Shangri-La‘s oder Shirelles. Doch weil die All Girl Summer Fun Band das nicht nötig hat zu antworten, ein anderer (typischer Sommer-) Vergleich: Auf ihren beiden Alben (erschienen bei K Records) tönt das Quartett so wie ein, puh, endloser, perfekter Sommertag, an dessen Geruch, eine Mischung aus Kokoshaarwachs, Sonnenöl und Straßenteer, du dich noch lange erinnern wirst.

Überhaupt gehen diese Lieder nicht mehr aus dem Kopf. Und genau so soll das auch sein, singen Kathy Foster, Jen Sbragia, Kim Baxter und Ari Douangpanya selbst: „They‘re nothing big / But they‘re nothing small / Just four best friends that you‘d like to call / With Kathy, Kim, Arirak and Jen / When you hear their songs / You‘ll want to hear them again.“ Wir wollen nur Musik machen, Spaß haben und andere Mädchen inspirieren, selbst Musik zu machen, sagt die Lo-Fi-Girl-Group in Interviews. Solange dabei so wunderbar leichtfüßiger Schepper-Pop herauskommt, dürfte das mit der Inspiration tatsächlich kein Problem sein.

Marc Peschke

Heute, 21 Uhr, Molotow