Dank Otto denk ich: Hydra

Frauen schauen EM (5): Die griechischen Männer waren schon immer Klasse. Und jetzt auch noch im Fußball

Griechenland. Ich denke an stürmische Inseln in türkisfarbenem Salzwasser. Damals auf Hydra, als Esel durch die Gassen trabten, traf ich auf Yorgos, den lockigen Kellner. Nach eiskaltem Retsina und einem Schälchen Oliven bot er mir eine Fahrt auf seiner Maschine durch die staubtrockenen Serpentinen an …

Aber Fußball?! Nein, beim Kicken waren die griechischen Männer bisher nicht ganz so erfolgreich. Bisher schieden sie bei großen Turnieren meist schon in der Qualifikation aus. Doch vergangenen Freitag, endlich, schafften sie es: Das erste Mal standen sie in einem Viertelfinale – und lieferten die erste Sensation dieser EM.

Wie schmucklos, unterkühlt und fad gaben sich die großen Franzosen, die Titelverteidiger. Als trügen sie kiloweise Mussaka in ihren schlaffen Waden mit sich herum – jedenfalls in der ersten Halbzeit. Zidane, trotz Glatze ein Wahnsinnsmann, enttäuschte so sehr, dass zum ersten Mal im Turnier laute Buhrufe und Pfiffe der Fans zu hören waren.

Der stürmische Fyssas schoss dann – aus 25 Metern – einfach mal lässig ein Rohr. So muss es sein. Dann das verdiente 1:0 in der 64. Minute. Dabei blieb es zu Recht. David gegen Goliath live!

Otto Rehhagel, der deutsche Exportschlager, jubelte nach dem Spiel zwar ein wenig ungelenk, aber flink und euphorisch über das Feld. Die Spieler fielen ihm um den Hals, ganz ehrlich. Alle dankten ihm, ermöglichte er doch das griechische Hoffen auf den Titel.

Der Kommentator bekam einen Herzkasper. Und mein eigenes Herz wurde plötzlich sehr, sehr schwer. Lang ist’s her, dass ich an Hydra gedacht. Auch ich sage: Danke, Otto! MIA RABEN