Köln funkt nach Uruguay

Förderkreis hilft alternativem Radio in Montevideo. Die „Horizonte“-Reihe präsentiert die Arbeit der Journalisten

KÖLN taz ■ „Testimonios“ nennt sich eine Gruppe unabhängiger Radiomacher, die seit über 15 Jahren in Uruguays Hauptstadt Montevideo aktiv ist. Dort ist die Medienlandschaft restlos durchkommerzialisiert und wird, wie zu den Zeiten der Diktatur 1973 bis 1985, von den Militärs kontrollliert. Über ihre Arbeit bei Testimonios (zu Deutsch: Zeugenaussagen) wird heute im Rahmen der „Horizonte“-Reihe im Kölner Allerweltshaus Garciela Salsamendi sprechen, die 18 Jahre in Köln gelebt hat und als Redakteurin bei der Deutschen Welle beschäftigt war, ehe sie nach dem Ende der Junta in ihr Heimatland zurückkehrte.

Die Veranstaltung im Allerweltshaus wurde initiiert vom Kölner Förderkreis zur Unterstützung von Testimonios. Außerdem eingeladen ist Alban Cajarville von „Reporter ohne Grenzen“, der auf die Bedeutung des Radios für die Menschenrechtsarbeit in Uruguay sowie in Lateinamerika generell eingehen wird.

„Gerade in Lateinamerika ist das Radio bei der Menschenrechtsarbeit eine unglaublich wichtig“, erklärt Brigitte Lang vom Kölner Förderkreis. „Früher haben viele Menschen dort die Deutsche Welle gehört. Die hat vor einigen Jahren aber aus finanziellen Gründen entschieden, ihre Lateinamerika-Arbeit einzustellen.“

Lang engagiert sich schon seit vielen Jahren für Lateinamerika. Auslöser, etwas tun zu wollen, war der Militärputsch Augusto Pinochets am 11. September 1973 gegen den demokratisch gewählten chilenischen Präsidenten Salvador Allende. An diesem Tag ist vieles an Hoffnungen und Wünschen kaputt gegangen, ja gewaltsam zerstört worden.“

In der Gruppe „Kinderhilfe Lateinamerika“ begann Lang, dort sie Garciela Salsamendi. Nach deren Rückkehr nach Uruguay beschlossen einige Mitglieder der Gruppe, Salsamendis Arbeit von Köln aus zu unterstützen. „Heute möchten wir den Förderkreis auf eine breitere Basis stellen und eine deutsche Webseite erstellen“, sagt Lang. Eine Seite auf Spanisch gibt es schon (www.testimonios.org). Ohnehin können die Sendungen derzeit lediglich im Internet gehört werden. Der Förderkreis wird aber künftig die Beiträge von Köln aus über Kurzwelle nach Südamerika senden.

„Testimonios gibt den Leuten eine Stimme, die keine eigene haben und in den Medien sonst nicht vorkommen“, sagt Lang. „Stadtviertelkorrespondenten“ bauten dabei ein Vertrauensverhältnis zu den Bewohnern der Slumviertel auf. OLIVER MINCK

„Der Letzte macht das Licht aus...“ Radioarbeit an der Basis in Lateinamerika, 29. Juni, 20 Uhr, Allerweltshaus, Körnerstr. 77-79