Ein kurzer medialer Glanz

Nicht nur die Popkomm zieht von Köln nach Berlin. Auch der Medienpreis Civis wird im Herbst erstmals hier verliehen. Dann aber soll der Integrations-Event schnell wieder weiterziehen

von RAINER BRAUN

Nach dem kürzlich angekündigten Umzug der Musikmesse Popkomm nach Berlin hat der Medienstandort Köln einen weiteren Aderlass Richtung Berlin zu verkraften. Nach 15 Jahren in der Domstadt wird der diesjährige Civis-Preis, der Beiträge in Hörfunk und Fernsehen für Integration und kulturelle Vielfalt in Europa prämiert, erstmals am 4. November im Schloss Bellevue in Berlin verliehen. Mit Iris Berben, Roger Willemsen und Luzia Braun wurden an der Spree prominente Juroren vorgestellt, die über die Vergabe der Preise in sechs Kategorien entscheiden.

Die offizielle Auszeichnung am Sitz des Bundespräsidenten kommt nicht von ungefähr, hat doch Johannes Rau mit dem Präsidenten des Europäischen Parlaments, Pat Cox, die Schirmherrschaft übernommen. Die grundlegende Reform des Projekts mit einer Verschlankung des Wettbewerbs und seine Aufwertung zum kontinentalen Medienpreis finden maßgeblich auf Betreiben des WDR-Intendanen Fritz Pleitgen statt. War bislang der Kölner Sender wichtigster Träger des Civis-Preises, so gelang es nach einjähriger Diskussion, die ARD insgesamt in die Verantwortung zu nehmen.

Als Katalysator dürften dafür nicht zuletzt die Kontroversen um den Ausstieg von Südwestrundfunk und Bayerischem Rundfunk aus dem gemeinsamen Ausländerprogramm der ARD im Hörfunk fungiert haben. Denn im Gegenzug zum Abschied von der Gemeinschaftsaufgabe erklärten sich im Februar alle ARD-Anstalten bereit, den Civis-Preis auf eine breitere Basis zu stellen. Mit rund 1,5 Millionen Euro pro Jahr ausgestattet (rund 70 Prozent davon steuert die ARD bei), könnte die Gesamtveranstaltung künftig mehr als Achtungszeichen setzen. Statt auf West 3 soll die Verleihung künftig im Ersten ausgestrahlt werden, als Schauplätze der nächsten Preisverleihungen sind Wien und Rom vorgesehen.

Ob der Civis-Preis damit insgesamt das Image einer Veranstaltung unter politisch korrekten Gutmenschen ablegen kann, bleibt abzuwarten. Bei der Präsentation des neuen Konzepts eines ambitionierten Wettbewerbs wurden eher bekannte Ansichten ausgetauscht. Die Schauspielerin Iris Berben mahnte deutsche Nachlässigkeit im Umgang mit den ausländischen Mitbürgern an, Thomas Roth erinnerte als Gastgeber daran, dass „wir immer noch zu wenig übereinander in Europa wissen“ – wie überhaupt viel über Ausländer geredet wurde, weil keiner auf dem Podium saß.

Da wirkte Fritz Pleitgen als Grandseigneur der ARD schon deshalb erfrischend, weil er darauf hinwies, dass es schließlich um 8 Millionen Hörer und Zuschauer gehe, die es zu gewinnen gelte. Als WDR-Intendant will er sich dafür einsetzen, dass mehr Ausländer vor Mikrofon und Kamera kommen, was in den USA längst selbstverständlich sei. Die stellvertretende RBB-Intendantin und Hörfunkdirektorin Hannelore Steer dürfte wissen, wovon Pleitgen sprach – außerhalb von Radio MultiKulti sind ModeratorInnen mit internationalem Kontext kaum präsent.