Shell-Chefs trifft Aktionärszorn

Neuer Vorstandsvorsitzender entschuldigt sich wegen falscher Reservenbewertung. Doch die Aktionäre ärgern auch die hohe Abfindung und Pension für den alten Chef

LONDON/DEN HAAG taz/dpa ■ Mit einer Entschuldigung bei den Aktionären hat der Vorstand des britisch-niederländischen Ölkonzerns Royal Dutch/Shell gestern versucht, den Zorn der Anteilseigner abzukühlen. Vorstandsvorsitzender Jeroen van der Veer erklärte, dass es nie zu einer solchen Krise hätte kommen dürfen. „Aber es ist passiert, und ich bedaure das zutiefst“, sagte van der Veer.

Die falsche Einschätzung der eigenen Ölvorkommen hatte den Aktienkurs von Royal Dutch/Shell im Frühjahr einbrechen lassen. Das Unternehmen hatte seine Reserven um etwa 25 Prozent zu hoch bewertet.

Ein von Shell in Auftrag gegebener Prüfungsbericht kam zu dem Schluss, dass die mittlerweile zurückgetretene Unternehmensführung bereits seit mehreren Jahren über die zu hohe Bewertung Bescheid gewusst haben muss. Vorstandsvorsitzender Sir Philip Watts und weitere Vorstandsmitglieder waren als Konsequenz aus dieser Irreführung aus dem Amt geschieden.

Doch damit scheinen sich die Anteilseigner nicht zufrieden zu geben. Mehrere Großaktionäre hatten vorher bereits verlangt, der geplante Vorstandsbericht zu einer möglichen Reform der Unternehmensstruktur müsse früher vorgelegt werden als angekündigt – das Unternehmen will den Report erst im November veröffentlichen. Außerdem forderten die empörten Aktionäre eine Zusammenlegung der komplizierten Doppelspitze.

Union Investment, die Fondsgesellschaft der Volks- und Raiffeisenbanken in Frankfurt/Main, kündigte in einer Erklärung an, sie werde gegen die Entlastung des Vorstands stimmen. Es bestehe der Verdacht, „dass die ungünstigen Daten zu den Reserven bereits seit dem Jahr 2002 bekannt waren und den Aktionären nicht mitgeteilt wurden“, teilte Union Investment mit.

Für Kritik sorgte zudem die Abfindung, die Shell mit Watts vereinbart hatte. Diese beläuft sich auf gut 1 Milllion Pfund. Zudem wird Watts eine Pension von knapp 600.000 Pfund pro Jahr erhalten. STEP