Blauer Turm wird grün

Hertens neue Abfallanlage wird nun doch ökologisch: Im „Kompetenzzentrum“ soll nur Biomasse verbrennen

Herten taz ■ Heute wird der Hertener Stadtrat den Weg für den Blauen Turm ebnen: Noch in diesem Jahr solle der Bau des umstrittenen Wasserstoffkompetenzzentrums beginnen, so Otto Lerchenmüller von der H2Herten GmbH. Neu ist, dass im Turm nur Biomasse verschwelt werden soll – nur so kann die Firma vom Erneuerbaren Energien Gesetz (EEG) profitieren, das 17 Cent pro Kilowattstunde Öko-Strom verspricht.

Ursprünglich sollten in Hertens Prestigeprojekt auch Althölzer verbrannt werden, das sind zum Beispiel Hölzer mit Plastikspuren oder Lösungsmitteln und farbgetränkte Baumstämme. Die Grüne Fraktion, AnwohnerInnen und Umweltverbände fürchteten, dass Schadstoffe in die Luft gelangen könnten. Die finanziellen Vorteile des EEG haben nun das geschafft, was sie seit Monaten fordern: Nur noch Laub und Astschnitt wird verbrannt, die Verarbeitung von Hölzern und alten Bahnschwellen ist vom Tisch.

Herten, einst größter Bergbaustandort im Ruhrgebiet, will sich seit der Schließung der letzten Zeche im Jahr 2000 auf Wasserstoff spezialisieren. Seit 2002 läuft schon eine Miniversion des kommenden Blauen Turms. Natürliche Materialien wie Laub und Baumstämme sollen hier zu Methan vergast und dann zu Wasserstoff weiterverarbeitet werden. Die Gelsenkirchener Firma „Masterflex“ will aus diesem Stoff dann Brennstoffzellen für „mobile offices“ wie Laptops und Handys produzieren.

Die Betriebsgenehmigung der Bezirksregierung Münster steht allerdings noch aus. Frühestens ins zwei Monaten liege der Beschluss vor, so Sprecherin Ulla Lutkehermölle. Das Land NRW wird fördert Hertens Wasserstoff-Träume mit 6,27 Millionen Euro, den Rest des 18,8 Millionen Euro teuren Turmes sollen die Hertener Stadtwerke und die Abfallentsorgungsgesellschaft Ruhr beisteuern.

Ein anderer Kritikpunkt wurde vom Rat der Stadt allerdings nicht entschärft: Das staatliche Umweltamt hatte kritisiert, das geplante Wasserstoff-Kompetenzzentrum liege zu nah an Wohnhäusern. „Der Standort sollte mit Blick auf den Immissionsschutz neu gewählt werden“, heißt es in einer Stellungnahme. Der Hertener Rat will nicht neu über den Bebauungsplan entscheiden.

ANNIKA JOERES