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Stichwort Afterimages

Afterimages (Nachbilder) entstehen durch die Funktionsweise der optischen Wahrnehmung. Der Effekt kann ohne großen Aufwand zu Hause nachvollzogen werden. Man braucht nur ein weißes Blatt Papier und einen breiten schwarzen Stift. Mit dem zeichnet man nun mittig einen Gegenstand aufs Papier. Den betrachte man 30 Sekunden lang regungslos – und wende dann ruckartig den Blick ab. Der Gegenstand ist immer noch da. Nicht nur auf dem Papier, sondern auch als Negativ vorm inneren Auge. Bis er nach einigen Sekunden langsam verschwindet.

Nachbilder bleiben haften, weil sie sozusagen eingebrannt sind. Durch die Pupille gelangen Lichtstrahlen vom betrachteten Objekt aus auf die Netzhaut. Hier wird das lichtempfindliche Pigment Rhodopsin aktiviert. Dieses wiederum setzt eine Reihe von Signalen in Gang – eine Kette, die bis zum Gehirn läuft, das die Bild-Information schließlich verarbeitet.

Bei Lichteinfall zerfällt das Rhodopsin. Je heller, desto größer ist die Reizung. So erklärt sich auch die kurzzeitige Erblindung durch ein Blitzlicht. An den Stellen der Netzhaut, die nur schwach gereizt werden, bleiben mehr Pigmente übrig als dort, wo viel Licht auf die Retina trifft. Um sich vollständig zu regenerieren, braucht das Rhodopsin etwa 30 Minuten.

Was geschieht beim Nachbild-Experiment? Die Netzhaut muss sehr unterschiedliche Lichtwerte verarbeiten. Durch die lange Betrachtungszeit sind an einigen Stellen fast alle Rhodopsin-Pigmente zerfallen und konnten sich nicht wieder aufbauen. Dort, wo die Strahlen des dunklen Gegenstands auf dem Papier ins Auge getreten sind, ist das Rhodopsin hingegen relativ unbelastet, kann also problemlos Bild-Informationen weitergeben. Und genau das geschieht beim ruckartigen Blickwechsel. An den Rhodopsin-reichen Stellen zerfällt das Pigment – es setzt die Signalkette in Gang. Dort, wo das helle Licht des Blattes auf die Netzhaut getreten ist, ist kein Rhodopsin mehr übrig. Von dort aus wird keine Information weitergegeben.

Erst nach einigen Sekunden hat sich der Rhodopsin-Spiegel wieder eingependelt. Bis dahin gibt das Auge das weiter, was es immer noch „sieht“. ner

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