Zurück auf Los

Ein 20-Jähriger, der die Schuld am Tod eines Rentners gestanden hatte, ist frei: Er war es nicht

taz ■ Die Bremer Staatsanwaltschaft muss die Ermittlungen zum gewaltsamen Tod eines 67-jährigen Mannes aus der Bahnhofsvorstadt neu aufrollen. Schon einen Tag, nachdem der Rentner Hayo J. im Januar in seiner Wohnung tot gefunden worden war, hatte die Polizei einen Hauptverdächtigen präsentiert.

Ein 20-Jähriger, der als geistig leicht zurückgeblieben gilt, sollte den Rentner mit einer Magnum-Schnapsflasche tödlich verletzt haben und hatte die Tat auch schon gestanden, möglicherweise, weil er leicht zu beeinflussen war (taz berichtete). Jetzt sprach ihn das Landgericht frei: Im Lauf der Verhandlung hatten sich die Ungereimtheiten gehäuft.

„Die Auswertung von Handy-Telefonaten des Angeklagten und Aussagen der Mutter haben Zweifel an der Schuld aufkommen lassen“, sagte Richterin Barbara Lätzel. Daten, die der Angeklagte in seinem Geständnis genannt hatte, trafen nicht zu. Ein Zeuge hatte nicht ihn, sondern einen anderen jungen Mann am Tatort beobachtet. Die Auswertung von DNA-Spuren an Zigarettenkippen und von einem Fingerabdruck an der Tatwaffe entlasteten den Angeklagten: Weder hatte der junge Mann die Flasche angefasst noch die am Tatort gefundenen Selbstgedrehten geraucht.

„Üblich ist, dass die Staatsanwaltschaft jetzt ein Verfahren gegen Unbekannt einleitet“, resümierte die Richterin. ube